EIN REVIER-WOCHENDE – Juni : 2018

Ein Familienwochenende im Revier. Auch hier kann man prächtig seinen Urlaub oder Kurzurlaub verbringen. Finales Ziel ist am Sonntag das Aalto in Essen mit Madama Butterfly, Puccini kann man sich immer wieder geben. Im Aalto erst recht.

Doch zunächst fahren wir zum Gasometer. Der Berg ruft. Immer wieder, hier allerdings ist es Name und Programm der genialen Ausstellung im Gasometer. Schwer beeindruckende Panoramaaufnahmen der Berge dieser Welt, dazu spannende Geschichten. Absoluter Höhepunkt allerdings ist das Matterhorn, kopfüber von der Decke schwebend. Schon bei der Erdkugel bei Wunder der Natur wurde die Höhe des Gasometers kongenial genutzt, heuer wieder. Mit dem Panoramafahrstuhl fährt man das Matterhorn rauf und wieder runter. Sehr sehr coole Nummer. Bei sphärischer Musik zeigt sich der Berg im Wandel der Tages- und Jahreszeiten. Der Aufwand ist beträchtlich, 17 Projektoren sind nötig, das Matterhorn im Maßstab 1:8,5 wiegt zarte 8.000 kg. Damit nicht genug ist in der Manege ein riesiger Spiegel, klar, man will ja, wenn man schon dabei ist, das Matterhorn von oben sehen. Is ja nun auch nicht jedem vergönnt und auch wenn es virtuell ist, cool isset trotzdem. Vati als Chefgeograph der Familie hätte seine helle Freude gehabt.

Aber auch auf dem Gasometer ist es immer wieder beeindruckend. Es gibt wenige Orte, die so direkt zeigen, von wie vielen, unmittelbar nebeneinanderliegenden, Verkehrsadern das Revier zerfurcht ist. Nebeneinander, übereinander, sich kreuzend. Rhein-Herne-Kanal, Emscher, A 42, A 516, zwei Eisenbahnlinien. Und dann das CentrO, dieses riesige Einkaufscenter, aus meiner Sicht verzichtbar, aber was hätte Oberhausen ohne das Center noch groß? Hat – abgesehen von den Verkehrsadern – noch ein bissel anders ausgesehen hier, als die Zechen noch standen.

Das Wetter ist gut, es ist Sommer und so geht es anschließend noch zur Heinrich-Hildebrand-Höhe, auf der seit 2011 mit Tiger and Turtle eine achterbahnähnliche Skulptur steht. Abgefahrenes Ding, 2015 im Dezember war ich mit Patrick da, heute dann wieder. Und der Reiz ist nach wie vor vorhanden. Zum einen läuft man hier ja schon auf vergangenem Bergbau herum, einer Industrie, die struktur- und taktgebend für das Revier war und irgendwie immer noch ist. Obwohl dieses Jahr endgültig Schluss ist. Zum anderen dehnen sich gerade am Fuße des Hügels die Krupp-Mannesmann Hüttenwerke aus. Industrie des Reviers, befeuert von der Kohle des Reviers.

Zeche Zollverein folgt am nächsten Tag. Die Faszination ist ungebrochen, Zollverein ist die Ästhetisierung des Kohleabbaus. Weltkulturerbe und Leuchtturm für „RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas“, eröffnet im Regen und mit Grönemeyers sentimental-ruhrstolzen Hymne textiert. „Komm zur Ruhr“ – die Oper Essen war und ist das Ziel und doch wird un versehens mehr daraus. Und das ist gut so.

Und dann steht um 18.00 Uhr das Aalto auf dem Plan, das Opernhaus, in das ich mich aus verschiedenen Gründen verliebt habe, ich sagte es bereits. Die Inszenierung kann mit dem Geburtstagsgeschenk für Mutti, denn die Karte war das Geschenk, leider nicht ganz mithalten, auch wenn sie Überraschungen bereithielt. Egal, in meinen Augen rundet die Butterfly ein kurzes, intensives und schönes Wochenende würdig ab.

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