Lost Places: Ziemestalbrücke – 10. Mai 2022

Mit einer kleinen Wanderung erreicht man die Ziemestalbrücke, die sich in einem leichten Bogen in 32 Metern Höhe über den Ziemesgrund zieht und so zwei Enden der Bahnstrecke Triptis-Marxgrün sehr schick miteinander verbindet.

Zwischen 1893 und 1895 aus Stahl erbaut, 115 Meter lang und noch heute, obwohl inzwischen stillgelegt, ein absoluter Hingucker. Wer also in der Nähe des thüringischen Remptendorf ist, möge sich die noch im Ursprung erhaltene Brücke anschauen.

Das kleine Gefälle des Viadukts ist quasi nicht zu merken, wohl aber sieht man die Neigung des Brückenkopfes. Das ermöglicht höhere Geschwindigkeiten in der Kurve. Angewandte Physik oder deutsche Ingenieurskunst, wie auch immer. Gleisradius: 193 Meter.

Wichtig war die Strecke für das Reußische Oberland, war aber schwierig umzusetzen, es gab viele Widerstände, insbesondere, weil die Bevölkerung Flurstücke abtreten sollte. Der schließlich gewählte Streckenverlauf kommt mit jahrzehntelanger Verzögerung. Politischer Widerstand ausgeräumt, technischer Aufwand immens. Viele Tunnel, Brücken und Viadukte sind erforderlich, größte technische Herausforderung ist die Ziemestalbrücke. Stein kommt als Baumaterial nicht in Frage, das zu der Zeit modernste Baumaterial, Stahl, kommt zum Einsatz.

Der Ziegenrücker Kreisanzeiger berichtete 1894:

„Ein schwieriges Stück Arbeit, der eiserne Viadukt […] ist im Laufe der vergangenen sechs Monate fertiggestellt worden. Diese vollständig in Eisenkonstruktion ausgeführte Brücke ist in Eschweiler bei Aachen hergestellt worden und hat ein Gesamtgewicht von 5.600 Centnern. Sie ruht auf 5 eisernen Pfeilern, von denen jeder aus 4 etwas schräg stehenden Säulen besteht, die mehrmals horizontal und gekreuzt verankert sind. […] Beim Bau dieses Viadukts war der Umstand erschwerend, daß dieselbe in einer mäßigen Kurve läuft. […] Die Brücke, auf welcher bereits der Schienenstrang liegt, macht einen wirklich großartigen Eindruck und ist ein sehenswertes Meisterwerk der Eisenindustrie und zugleich der Baukunst.“

Ganz in der Nähe liegt die Ruine der Wysburg. Die hatte ich aber nicht als Ziel.

Links: WikiThüringer Oberlandbahn

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