1982 ist Harrachov im Riesengebirge Ziel unseres Familienurlaubs. Unsere Unterkunft ist in einer hübschen Ferienwohnung mit Blick über den Ort.
Es ist diesmal eine etwas kürzere Anreise im Vergleich, gute 400 Kilometer oder fünf Stunden Fahrt. Das ist natürlich ganz gut bei nur einer zur Verfügung stehenden Woche. Harrachov ist ein kleines Städtchen mit ca. 1.500 Einwohnern im Riesengebirge. Auf 665 Metern liegt der Ort.
Ins nahegelegene Jablonec nad Nisou fahren wir, vor allem um das Glasmuseum anzuschauen. Dort ist der Pokal für die Skiflugweltmeisterschaften 1983 ausgestellt, den ich aber leider nicht fotografieren darf. Harrachov hat eine beeindruckende Skiflugschanze, die wird dann später noch eine Rolle spielen. Entscheidend aber ist hier die Glasbläsertradition in der Region, nicht ganz zufällig hat auch Harrachov ein Glasmuseum.
Mehr Erinnerungen habe ich allerdings an Liberec, aber auch keine große Überraschung, Liberec ist ungefähr doppelt so groß und hat ein nigelnagelneues und sehr verlockendes Einkaufszentrum. Und ein historisches Rathaus. Ein Wahrzeichen ist allerdings der Ještěd, der markante Fernsehturm auf dem gleichnamigen 1012-Meter-Berg.
Seit 1973 steht der preisgekrönte Turm auf der Gipfelspitze und nimmt mit seiner Gestaltung die Form des Bergrückens auf und führt sie gleichsam fort. Krass sind bei unserem Besuch die Millionen Marienkäfer, die den Berg, den Fernsehturm, die Wege, einfach alles belagern. Es ist unmöglich, Ihnen auszuweichen, mit jedem Schritt müssen wir zwangsläufig einige zertreten.
Eine besonders schöne Wanderung unternehmen wir zur Elbequelle, satte 25 Kilometer stehen am Ende auf der Uhr. Wir Kinder sind mittlerweile alt genug und bereit für solch lange Wanderungen.
Entlang des Mumlawski Vodopad, Harrachov liegt an der Mumlava, geht es über die Voseká Bouda bis zur Quelle, wo der grobe Verlauf der Elbe ganz nett dokumentiert ist. Zurück geht’s über die Labska Bouda.
Damit ist die Woche auch schon fast rum, bissel Zeit geht ja auch für die Erkundung von Harrachov drauf. Auf der Rückfahrt hält Vati dann noch eine Überraschung der besonderen Art bereit. ČSSR-Urlaube sind traditionell auch immer Anlass für Mutti und Vati, Böhmisches Kristall zu kaufen, vor allem Gläser. Problem nur, dass die Ausfuhr verboten ist. Und so sind immer auch ein paar bange Momente an der Grenze zu überstehen, was bis jetzt bei keinem Urlaub ein Problem war. Diesmal werden auf der tschechischen Seite nicht einmal die Ausweise kontrolliert, wir werden durchgewunken – einfach so.
Große Erleichterung, bis es – wie auch immer – gelingt, sich zwischen der tschechischen und deutschen Kontrollstelle so elegant zu verfahren, dass wir eine viertel Stunde nach der Kontrolle an genau der gleichen Stelle bei genau der gleichen Grenzerin stehen und genau die gleichen bangen Gedanken haben wie zuvor. Große Aufregung, großes Drama – aber auch ein zweites Mal geht alles gut.