Lost Places: Königsberg Sanatorium Goslar – 20. März 2021

Fundstücke auf dem Wege zum Wanderkaiser: Königsberg Sanatorium Goslar

1895 nimmt die Landesversicherungsanstalt Hannover ein ehemals privates Gebäude in Betrieb, baut es um und erweitert es. Zunächst ist es ein Genesungsheim für rekonvaleszente männliche Versicherte.

1897 wird der Bestimmungszweck geändert, aufgrund steigender Tuberkulosezahlen wird aus der Anlage eine Lungenheilstätte. Bis ca. 1915 Erweiterungen, dann Schließungen, Umwidmungen usw. in Folge von Krieg und Weltwirtschaftskrise. Während des II. Weltkrieges Lazarett für Soldaten mit kriegsbedingten Lungenverletzungen, ab 1945 wieder Lungenheilstätte, später Renovierungen.

In den 60er Jahren gehen die Patientenzahlen zurück, die Anlage wird unrentabler und vor allem verschlechtert sich der bauliche Zustand zusehends, weil kein Geld mehr für Investitionen da ist. So kommt es wie es letztlich kommen muss, 1970 schließt die Landesversicherungsanstalt die Anlage.

Die wechselvolle Geschichte geht weiter, von 1972-1973 ist das Berufsförderungswerk Goslar untergebracht. 1974 erwirbt die Cornelius-Helferich-Stiftung das Gelände und die Gebäude, um ein Behandlungs-, Rehabilitations- und Pflegeheim für geistig beeinträchtigte Kinder zu errichten. Zwar werden zunächst 1,4 Mio DM in die Sanierung investiert, weitere Investitionen aber bleiben aus, die Gebäude verfallen weiter.

Ein besonders schlechtes Bild gibt dabei Stiftungsführer Cornelius Helferich ab, er ist in mehrere Gerichtsverfahren verwickelt (Betrug), wegen andauernder Verhandlungsunfähigkeit werden sie alle eingestellt, man kennt es ja. Hier ein interessanter und erhellender Spiegel-Artikel über Helferich.

1984 wird das Heim aufgrund nicht eingehaltener Auflagen des Landessozialamtes geschlossen. Ebenfalls 1984 bricht im Hauptgebäude ein Brand aus – Brandstiftung. Über eine weitere Nutzung können sich Stiftung und Stadt nicht verständigen, die Vorstellungen liegen diametral auseinander. Derweil verfallen die Gebäude weiter. 1997 gibt die Stiftung das Grundstück an PT Projekt Team Verwaltungs GmbH aus Magdeburg. Später treten Haus & Grund sowie Behr & Partner als Vermarkter auf und legen Pläne vor für Ferienwohnungen oder ein Sporthotel.

2009 brennt das Haupthaus inkl. seiner Nebengebäude, erneut Brandstiftung. Die Feuerwehr kann das Gebäude nur niederbrennen lassen und reißt es am nächsten Tag ein. Übrig bleibt das Kellergeschoss samt Küche.

Im gleichen Jahr ein erneuter Vorstoß zur Realisierung der Ferienwohnanlage, die Harzwasserwerke lehnen das Tourismusprojekt in direkter Nähe zur Grane-Talsperre (Wasserschutzzone II) ab. Endgültig.

So wird das Gelände ab 2010 für Rettungshundestaffeln, THW und Feuerwehren als Trümmer-Übungsgelände genutzt, ab 2012 ist das Land Niedersachsen neuer Eigentümer. 2015 ein erneuter Brand im Dachstuhl eines Gebäudes. Auch hier lässt sich Brandstiftung vermuten.

So die Geschichte im Zeitraffer. Mit viel Akribie und vielen vielen weiteren Details und Fotos siehe: http://www.koenigsberg-sanatorium.de/start.htm. Hier habe ich auch die einzelnen Punkte dieser kurzen Chronologie her.

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