Lost Places: STADION am HERMANN-LÖNS-WEG SOLINGEN – April : 2018

Da kann einem nur das Herz bluten. Nach Insolvenzen und der Auflösung des 1. FC Union Solingen 2012 steht auch das Stadion am Hermann-Löns-Weg vor dem Aus. Letztlich wird lange diskutiert, 2018 aber ist es soweit – der Abriss beginnt. Wohnhäuser sollen hier entstehen. Im April, als ich da bin, sind die ersten Bäume bereits verschunden. Eine Dokumentation mit vielleicht den letzen Bildern eines dahingehenden Stadions.

Heimat der SG Union, des 1. FC Union bzw. der Vorgängervereine ist seit 1929 das Stadion am Hermann-Löns-Weg. Ein feines 16.000er Stadion. 1950 und 1985 stehen Renovierungen an, ehe 2006 die Kapazität auf 5.000 Zuschauer begrenzt werden muss. „Verstöße gegen die Versammlungsstättenverordnung“ heißt es in feinstem Beamtendeutsch. 2009 wird dann auch noch die 1982 errichtete Flutlichtanlage stillgelegt. Aus Kostengründen.

Im gleichen Jahr soll das Stadion renoviert werden, was aber von der Stadt – ebenfalls aus Kostengründen – gestrichen wird. Und drei Jahre später mit der Auflösung des Vereins ist es dann ganz vorbei, das Stadion wird nur noch notdürftig gepflegt, der Platz ist bald nicht mehr bespielbar. Fußballspiele finden nur noch auf dem kleineren Nebenplatz statt. Immer wieder wird über das Grundstück diskutiert, die Stadt sieht hier eher Bauland und die Möglichkeit, den angeschlagenen Haushalt etwas zu entlasten. Die BPD Immobilienentwicklung GmbH verspricht einen lebendigen Raum und die Stadt erhofft sich eine Aufwertung des Stadtteils. Eigentlich aber wird die Stadt vor allem froh sein, die jährlichen 30.000 € Unterhalt für das Stadion vom Deckel zu haben. 2017 gehen die Pläne in die finale Phase, ab 2018 werden die Pläne umgesetzt, die ersten Bäume sind – wie zu sehen – bereits gefällt. Hier ein bewegender Abschied von dem zeitweiligen Stadionsprecher Tim Röhn.

Die Entstehung von Union Solingen ist die Geschichte mehrerer Fusionsschritte. Beteiligt sind viele Ohligser Vereine. Schließlich fusioniert der OSC Solingen am 24. Juli 1974 mit dem VfL Solingen-Wald zur SG Union Solingen. Fußball am Hermann-Löns-Weg hat also eine lange Tradition. Die SG Union Solingen spielt von 1975 bis 1989 in der 2. Bundesliga. Der größte Erfolg ist das Erreichen des Viertelfinales im DFB-Pokal 1984/85.

Der Start erfolgt in der Verbandsliga Niederrhein, zu der Zeit Deutschlands dritthöchste Spielklasse. Gemeinsam mit Bayer 04 Leverkusen setzen sich die Solinger in der Aufstiegsrunde gegen Arminia Hannover durch. Union Solingen spielt ab 1975 in der 2. Liga. 1980 gelingt der Sprung in die eingleisige 2. Bundesliga. Die erfolgreichste Spielzeit ist 1983/84. Vor allem der spätere Braunschweiger Daniel Jurgeleit verhilft mit seinen 15 Toren der Mannschaft zum fünften Platz. U.a. wird Schalke vor 12.000 Zuschauern mit 4:0 geschlagen. 1985 geht es bis ins Pokal-Viertalfinale, vor 15.500 gibt es allerdings ein 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach.

In den folgenden Spielzeiten sind die Solinger im Abstiegskampf, 1989 geht es in die Oberliga Nordrhein, ein Jahr später in die Verbandsliga Niederrhein. Begleitet wird dies vom ersten Konkurs, die SG Union ist Geschichte und wird als 1. FC Union Solingen neu gegründet. Die finanziellen Sorgen bleiben ein ständiger Begleiter.

Am 21. Mai 1990 ist die Gründung des 1. FC Union. Start ist in der Verbandsliga Niederrhein. 1994 steigt Union in die Oberliga Nordrhein auf, 1996 geht es zurück in die Verbandsliga, 1998 in die Landesliga. Nach einem Insolvenzverfahren 1999 gelingt 2000 der Wiederaufstieg in die Verbandsliga, 2002 sogar die Rückkehr in die Oberliga Nordrhein. 2007 folgt nach Insolvenzquerelen der neuerliche Abstieg. In der Niederrheinliga wird Thomas Brdarić als sportlicher Leiter verpflichtet. Der Aufstieg gelingt allerdings nicht.

2010 folgt dann sogar der Abstieg in die Landesliga. Ein nächstes Insolvenzverfahren wird eingeleitet und die Mannschaft aus der Landesliga zurückgezogen. Es folgt 2011 ein Jahr in der Bezirksliga Niederrhein 2, ehe 2012 das Insolvenzverfahren endet und der 1. FC Union aufgelöst wird.

Als Nachfolgevereine sehen sich der OFC Solingen, eine Gründung von ehemaligen Vorstandsmitgliedern, Sponsoren und Fans, und der BSC Union Solingen, ein Zusammenschluss mit dem BSC Aufderhöhe, initiiert von einer Gruppe um den ehemaligen Jugendleiter des 1. FC Union, André Altmann. Nachdem die Namensrechte gekauft sind, benennt sich Aufderhöhe in BSC Union Solingen um und übernimmt das Wappen von Union Solingen gleich mit. Der 1. FC Union existiert zwar zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, Altmann sieht dies trotzdem als legitime Fusion. Gegenseitige Ignoranz ist an der Tagesordnung.

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