Schwerin – Markgrafenheide – Hamburg – 13. – 18. April 2025

Osterurlaub mit Bine:-). Über Schwerin führt uns der Weg nach Markgrafenheide an ein besonders feines Stückchen Ostsee. Den Abschluss bildet Hamburg u.a. mit dem Miniatur Wunderland.

Bei der Terminierung sage ich noch: „Dann erfolgt der Start in den Urlaub mit dem Auswärtssieg beim HSV, ich freu mich.“ Der Glaube dran ist vlt. nicht ganz so hoch, aber die Hoffnung definitiv da. Und dann wird es ein legendärer Abend mit einem überzeugenden 4:2 (2:0) Auswärtssieg! Seit 1976 kein Spiel in Hamburg gewonnen, drei Siege stehen 33 Niederlagen gegenüber. Und dann das! Hammergeil und in der Tat ein Urlaubsauftakt vom allerfeinsten.

Der richtige Urlaub indes beginnt am Sonntag. Die Anreise legen wir über Schwerin, wir kommen im Seehotel ganz entspannt an, leider erfüllt sich unsere Hoffnung auf einen Rundweg um den Ziegelsee nicht, fairerweise muss man aber auch sagen, dass sich der Ziegelsee schon streckt und einen direkten Rundweg sehr schwierig gestaltet. Bissel mehr Rundweg wäre dennoch cool gewesen. Wir fahren zum Ausgleich Richtung Ramper Moor am Schweriner See, da lässt sich ganz gut laufen und genau das wollen wir. Überrascht sind wir von der Vogelwelt, die sich arg zurückhaltend gibt und in der Uferregion, in der wir gerad unterwegs sind, so gut wie gar nicht brütet. Dabei ist gerade jetzt die Zeit.

Merkwürdig. Unabhängig davon haben wir einen spannenden Spaziergang und die Lage des Hotels bleibt überragend geil.

Tags drauf steht dann Schwerin auf dem Programm. Wir starten am Schloss, am Schweriner Schloss, um genau zu sein. 1560 begonnen und 1857 vollendet. Es beeindruckt mit Fassade und Orangerie, mit beeindruckend alten Bäumen und Gartengestaltung, mit Lage zum Wasser.

Seit 1990 ist der Mecklenburger Landtag drin, früher waren die Herzöge und Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin drin. Gehört zum UNESCO-Welterbe.

Anschließend gen Altstadt, der Dom ist natürlich ein Ziel, viel mehr aber eigentlich der Löwe. Ein Heinrichscher Löwe, ein Löwe, der an UNSEREN Heinrich eben nicht nur in Braunschweig erinnert, sondern auch in Schwerin, München, Goslar, Ratzeburg, Cambridge, Blankenburg, Lübeck.

Das kleinste Haus von Schwerin reizt zu allerlei Blödsinn, wir belassen es bei den Gedanken dran.

Tatsächlich ist dessen Bauweise sehr außergewöhnlich. In Schwerin findet man jedenfalls kein weiteres Fachwerkhaus, dessen oberes Stockwerk in der Breite gut einen Meter über das Untergeschoss hinausragt, so dass die Passanten der kleinen Gasse nebenan ihren Kopf einziehen müssen. Eine solche Auskragung schaffte einerseits mehr Platz für die gute Stube im Obergeschoss. Andererseits ließen sich so wohl auch Steuern sparen, wird vermutet, denn diese wurden damals nach der Grundfläche des Hauses berechnet. Quelle

Anschließend fahren wir weiter nach Markgrafenheide ins Dünenhotel. Viele Hotels behaupten, direkt am Strand zu liegen, das Dünenhotel ist es. 200 Meter entfernt haben wir den feinen Sandstrand von Markgrafenheide, den wir genießen. Dass die Hoffnung auf einen feinen Sonnenuntergang sich nicht ganz erfüllt, ist marginal, es wäre schön gewesen, ändert aber nichts an dem schönen Tag.

Warnemünde ist eine Stunde entfernt, eine schöne Wanderung direkt am Strand. Wenn sich die Füße erstmal an das eiskalte Wasser gewöhnt haben, macht es total Spaß, den Strand entlangzulaufen. Keine 10° hat das Wasser, mal sehen, ob es mit dem Baden noch was wird. Zunächst suchen wir nach Hühnergöttern – meine Ausbeute ist noch sehr übersichtlich – und kommen Warnemünde näher.

Direkt am Yachthafen Hohe Düne und an der Fährrinne kommen wir an, eine Fähre setzt uns über und schon sind wir am Alten Strom. Strand, Leuchtturm, Teepott, immer was los hier, immer wieder faszinierend. Brütende Vögel auch hier nicht, aber freche Möwen, sodass wir aufpassen müssen auf unsere leckeren Fischbrötchen vom Santa Monica Bistro. Kriegen wir hin, paar Kinder mit ihrem Eis eher nicht:-)

Den gleichen Weg nehmen wir zurück, die Faszination ist ungebrochen, das kalte Wasser indes aber auch immer noch kalt. Als dann die Sonne rauskommt und uns vor allem den Rücken wärmt ist die Zeit gekommen: wenn nicht jetzt, wann dann? Zeit für die Ostsee, Zeit zum Baden, Zeit für mehr als ein Fußbad. Jetzt würde ich das nicht als vollumfängliches Bad bezeichnen, was wir da machen, dazu ist es einfach zu kalt. Aber einmal komplett rein und sofort wieder raus reicht ja, es geht ja eher ums Prinzip:-) Nur Beweisfotos fehlen, aber irgendwas is ja immer.

Das anschließende Gefühl, die anschließende innere Wärme ist überragend und begleitet uns durch den Rest des Tages. Der Sonnenuntergang ist erneut nicht sehr fotogen, aber das stört nicht weiter, die Luft, der Strand, das Gefühl sind außergewöhnlich.

So ganz haben wir die Hoffnung auf paar mehr Vögelchen noch nicht aufgegeben und starten eine Wanderung durch das Hütelmoor. Und werden reich beschenkt.

Das Hütelmoor ist ein 540 qm großes Naturschutzgebiet. Zwar hat es seit 1957 den Status, aber ab den 70ern wurden ohne Rücksicht auf den Status Flächen entwässert, das Grünland umgebrochen und Gräser angesät. Seit 1990 werden die Eingriffe schrittweise rückgängig gemacht.

Ein kleines Waldstück schließt sich dem Moor an und da wird es auch das erste Mal richtig interessant. Was nicht heißt, dass es nicht vorher auch interessant ist, aber wir wollen ja bissel was sehen. Ein Buchfink zeigt sich, später sogar eine Blindschleiche. Bei einer der Aussichtstürme in der Ferne ein Kranich, paar Reiher, auf einem der Gräben ein Teichhuhn.

Die letzten fünf Kilometer sind entlang des Strandes. Hier kann ich dann meine Hühnergötter-Ausbeute etwas steigern, Bine hatte ja gestern schon vorgelegt. Und irgendwie lässt uns das Thema Baden nicht los, nur ist es heut deutlich schwieriger: der Strand sehr flach, es geht einige Meter ins Meer ohne Tiefengewinn. Das war gestern grundsätzlich auch so, nur halfen uns da die Wellen beim Überwinden der letzten Hürde in dem eisekalten Wasser – einfach rein und untertauchen schreibt und liest sich leichter als es dann am Ende ist. Also i-wie rein, das gestrige Gefühl ist Motivation genug. Fehlt nur wieder das Beweisfoto, aber diesmal holen wir es nach, gehört ja i-wie auch dazu:-)

Zurück zur Vogelwelt: als wir die Hoffnung auf die Sandregenpfeifer schon fast aufgegeben haben, einmal haben wir sie in reichlich Entfernung aufgescheucht, doch das wars auch, läuft uns doch noch ein Pärchen über den Strand, nebenbei noch eine perfekt getarnte Bachstelze, aber die Sandregenpfeiefer haben es uns schon sehr angetan. Und eines der Vögelchen zeigt wahre Modelqualitäten. Immer in sicherem Abstand, grundsätzlich aber durchaus entspannt, vor allem aber nie um eine gute Pose verlegen, insbesondere in der Sonne, hüpft er den Strand entlang und zeigt einerseits, wie gut er sich am Sandstrand zu verbergen weiß, andererseits wie wunderschön er ausschaut.

Das Vorhaben Pizza bei Gabbiano entwickelt sich zur Vollkatastrophe rein vom Zeitmanagement her, wir hatten uns das deutlich anders vorgestellt, aber das Gabbiano ist heute komplett neben der Spur. Wir tragen es mit Fassung, nehmen die Pizza mit zum Strand und hoffen auf eine Sonne, die möglichst effektvoll ins Meer fällt. Macht sie nicht, nicht so ganz, die Bilderbuchsonnenuntergänge haben wir nicht, is aber auch nicht ganz so wichtig, entscheidend ist das Programm gesamt.

Später überrascht Rocky mit einer Meldung, dass die Zeichen für Polarlichter günstig ständen, gerade im Norden, das hatten wir ja nun gar nicht auf dem Schirm. Aber mehr als die Hoffnung ist nicht, immerhin sehen wir einen schicken Sternenhimmel.

Einmal noch kurz zum Strand, sozusagen als Verabschiedungsritual, dann machen wir uns auf den Weg nach Hamburg. Ein kleiner Umweg zwar, zurechtgelegt aber aus gutem Grunde: das Miniatur Wunderland lockt. Offenbar lockt es aber so sehr, dass das Wunderland vor Ostern beschließt, fast rund um die Uhr zu arbeiten und uns es so ermöglicht, einen Timeslot um 21:30 zu ergattern.

Doch zuvor freuen wir uns auf Hamburg, wenngleich dieses typische Schmuddelwetter über der Stadt liegt, das war an der Ostsee schon bissel cooler. Dennoch, die 62 entlang der Elbe bis nach Finkenwerder ist auch bei nicht so überragendem Wetter sehr cool und vor allem lässt sie Einblicke in den Hafen zu.

Anschließend steht das Chilehaus auf dem Plan, das und die Speicherstadt sind bisher immer zu kurz gekommen. Es lohnt sich. Es lohnt sich vor allem auch deswegen, weil wir hier auf einige entspannte und locker aufgeschlossene Menschen treffen, die uns Touris gern zwei drei Tipps geben. Und so sehen wir nach zwei spannenden Treppenhäusern noch ein drittes, das schönste in unseren Augen, das wäre uns wohl entgangen, lag nicht ganz so offensichtlich.

Das 1922 – 1924 von Fritz Höger errichtete Chilehaus, das in keinem Standardwerk über die Architektur des 20. Jahrhunderts fehlt, gilt als eine Ikone des Expressionismus in der Architektur.

Diese Bedeutung verdankt es sowohl der charakteristischen Detaillierung seiner Backstein-Fassaden als auch seiner signifikanten Form mit der Überbauung der Straße Fischertwiete und der S-linienförmig geschwungenen Fassade am Meßberg, vor allem aber der an einen Schiffsbug erinnernden Spitze im Osten.

Indem er die Möglichkeiten des Stahlbetonbaus nutzte und diese mit traditionell gemauerten Flächen verband, entwickelte Höger mit dem Chilehaus zudem einen modernen, richtungweisenden Baukörper. […]

Höger nutzte dabei sowohl die starke Spiegel- und Reflexwirkung der unregelmäßig gebrannten Klinker als auch den durch die Innenraumgestaltung bedingten kleinachsigen Pfeilerrhythmus für die künstlerische Gestaltung der Fassaden. Quelle

Das gesamte Ensemble der Speicherstadt hat es in sich. Im positivsten Sinne. Nicht zufällig gehört sie zum UNESCO-Welterbe:

Welterbe – Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus

Die Hamburger Speicherstadt zählt zu den größten Lagerhauskomplexen der Welt. Die „Stadt aus Speichern“ mit ihrem Verbindungsnetz aus Straßen, Kanälen und Brücken und das benachbarte Kontorhausviertel bilden gemeinsam ein einzigartiges Beispiel eines funktional zusammenhängenden Bereichs von Warenhäusern und Büros, der typisch ist für eine historisch gewachsene Hafenstadt. Die zwei dicht besiedelten Stadtareale wurden 2015 in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben. […]

Das erste reine Büroviertel Europas

Das benachbarte Kontorhausviertel wurde in den 1920er bis 1950er Jahren erbaut und steht mit seinem hochwertigen Design und seiner funktionellen Konstruktion für moderne Architektur und Städtebau. Es war Anfang des 20. Jahrhunderts das erste reine Büroviertel Europas und beherbergte mit dem Hafen zusammenhängende Geschäfte. […]

Die beiden funktional komplementären Areale der Speicherstadt und des Kontorhausviertels bilden ein einzigartiges Ensemble aus maritimen Speicherhäusern und Bürogebäuden der Moderne und sind außergewöhnlicher Ausdruck der Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Quelle

Hier noch ganz ausführlich zur gesamten Geschichte: Link.

Anschließend Domplatz nachdem uns zwei Hambuger mit einem kurzen Abriss über den Gründungsmythos von Hamburg neugierig gemacht haben. So unerwartet, so spannend, so gut.

Ab dem 8. Jhdt. ist hier die Keimzelle der Hansestadt, die Hammaburg, die der Stadt ihren Namen gibt.

Wohl 1023 wird die Hammaburg aufgegeben, der Platz planiert, ein zunächst hölzerner, später Backsteindom errichtet. Stand bis zu seinem Abbruch 1807 dort. Ab 1840 dann die Gelehrtenschule Johanneum. Nach der Bombennacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 Geschichte, seither ist der Platz unbebaut.

Strategisch lag und liegt der Domplatz günstig auf einer Landzunge, die im Norden, Süden und Westen von der Alter umflossen wird. Ein alter Handelsweg verläuft hier, die Hammaburg hatte nicht nur regionale Bedeutung. Hier war auch das älteste Stadttor, was heut fast nicht mehr zu sehen ist, lediglich ein ausgegrabener Steinring. Der ist aus dem 12. Jahrhundert und dürfte zum Nordturm des ältesten Hamburger Stadttores gehört haben. Hier stand also das Tor zur Welt. Also zumindest ein bisschen, letztlich ist es ja vielmehr der Hafen, der das vielzitierte Tor zur Welt ist.

Fakt ist aber, dass wir hier auf dem historisch bedeutendsten Ort Hamburgs stehen, auf den Überresten eines steinernen Bischofssitzes mit Stadttor direkt neben der namensgebenden Hammaburg, von der indes nichts mehr übrig ist.

Sowas macht natürlich extrem hungrig, es zieht uns ins portugiesische Viertel mit lecker Essen und der nächsten Entdeckung, einem leckeren roten Don Figo, das Leben kann so schön sein.

Zeit wird’s für das Miniatur Wunderland direkt in der Speicherstadt, die zum UNESCO-Welterbe-Komplex Speicherstadt und Kontorhausviertel gehört.

Hafenspeicher auf Holzpfählen

Die Speicherstadt stellt einen der weltweit größten zusammenhängenden Hafenspeicherhauskomplexe dar. Erbaut wurden die 15 großen, auf Nadelholzpfählen stehenden Lagerhäuser zwischen 1885 und 1927 auf einer sich über 1,1 km erstreckenden Ansammlung schmaler Inseln in der Elbe. Die im Stil des Historismus errichteten roten Backsteinbauten weisen für ihre Zeit fortschrittliche technische Vorrichtungen auf. Quelle

Wie geschrieben hat das Wunderland vor Ostern offensichtlich Sonderöffnungszeiten, die uns heute natürlich sehr zu gute kommen, weil wir uns noch einen Timeslot ergattern können. Wenn auch spät und die Rückfahrt dementsprechend nach später ist und wir deswegen erst in den frühen Morgenstunden wieder in BS sind. Aber eben glücklich und erholt.

Aber zum Wunderland.

Es ist faszinierend, seit 2001 der gelebte Traum von drei Jungen, Frederik und Gerrit Braun, beide im zarten Alter von 58 Jahren, sowie Stephan Hertz. Über die Jahre ist das Wunderland in der Speicherstadt gewachsen und mittlerweile sind es über 400 Mitarbeiter, 45.000.000 investierten € stehen 23.000.000 Besucher gegenüber. Immer wieder kommen neue Themen hinzu, zuletzt die Erweiterung ins Nachbargebäude oder Monaco mitsamt der Formel 1 Strecke, eröffnet von der Fürstenfamilie.

Nach zwei Stunden ist der Kanal voll, das Wunderland bietet definitiv Stoff für mehr, das ist klar. Aber wir wollen es ja schon bissel ankommen lassen im Kopf und vor allem sind es noch gut zwei Stunden bis BS, macht ja dann Sinn für eine Pause, einen Kaffee und die dann entspannte Rückfahrt.

Ein faszinierender Urlaub geht mit einem entspannten Frühstück zu Ende. Aber was heißt zu Ende? Das Gefühl trägt weiter und es wird lange weiter tragen und das ist das entscheidende Gefühl.

Und mit diesem Gefühl geht es ins Eintracht-Stadion zum Spiel gegen Lautern. Und die Jungs liefern ein zweites Mal, veredeln das 4:2 von Hamburg.

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