FCM – Blick in die Geschichte + Aufstieg in die 2. Liga am 21.04.2018

Jahrzehntelange Sehnsüchte und Träume werden wahr am 21.04.2018 im Heinz-Krügel-Stadion. Schon der Aufstieg in die 3. Liga 2015 versetzt die Stadt in eine unfassbare Euphorie, ist doch nun endlich – nach 25 Jahren – der Aufstieg in den sog. bezahlten Fußball geschafft.

Doch wer will schon auf Dauer in der 3. Liga bleiben, der Liga, in der das finanzielle Überleben auf Dauer schwierig wenn nicht gar unmöglich ist. Aber der Reihe nach.

Einer der erfolgreichsten Vereine der DDR-Oberliga ist es, der erste und einzige Europapokalsieger der DDR. „8. Mai im Jahre 74, zehn Uhr Abends im Kuip von Rotterdam, da hielt der Paule Seguin den Europapokal in der Hand.“ Der stolze AC Mailand 2:0 vom großen 1. FCM geschlagen.

Weitere magische Nächte kommen hinzu, 1978 mein allererstes Spiel im Ernst-Grube-Stadion und dann gleich unter Flutlicht. Valur Reykjavik wird 1978 4:0 besiegt. 1983 der FC Barcelona mit Maradona, Schuster und Menotti zu Gast.

Gern wäre ich ja schon dabei gewesen bei den Spielen gegen Schalke (UEFA-Cup 77/78 2. HR: 3:1 in Gelsenkirchen, 4:2 im Ernst-Grube-Stadion) oder im Spiel gegen den PSV Eindhoven (77/78 Viertelfinale: 1:0 daheim, 2:4 auswärts und damit ausgeschieden, immerhin gegen den späteren EC-III-Sieger).

Sieben FDGB-Pokalsiege (1964, 65, 69, 73, 78, 79, 83) und drei DDR-Meisterschaften (1972, 74, 75) kommen hinzu. 1975 wird Jürgen Pommerenke Fußballer des Jahres, 1979 und 1983 Achim Streich.

Achim Streich wird 1977, 79, 81, 83 Torschützenkönig. Zudem ist der Magdeburger Rekord-Nationalspieler der DDR (100 Spiele, später runtergezählt auf 98 Spiele, Rekord-Torschütze der DDR-Nationalmannschaft (53 Tore) und Rekord-Torschütze der DDR-Oberliga (229 Tore). Es zählt zur stolzen Bilanz eines stolzen Clubs.

Uwe Rösler wäre mit Sicherheit der legitime Nachfolger geworden, aber leider ist er in der Wendezeit beim Club – Unruhe und Umbrüche prägen in diesen Tagen die DDR-Oberliga und den Club. So bleibt er nur ein gutes Jahr. Bleibenden Eindruck hat er dennoch nicht nur bei mir hinterlassen wie im Zusammenhang mit dem Trainingslager 2018 zu meiner Freude sehr deutlich wird.

So musste es bis heute dauern, bis sich mit Christian Beck wieder ein FCM-Spieler mehrfach in die Torjägerliste eintragen konnte. 2014, 15 Torschützenkönig der Regionalliga, 2017 Torschützenkönig der 3. Liga.

So erfolgreich die Bilanz vor der Wende, so dramatisch ist die Bilanz des Scheiterns nach der Wende. Der FCM entwickelt ein untrügliches Gespür dafür, jeweils zur falschen Zeit den falschen Platz in der Endabrechnung zu belegen. 1991, als die beiden deutschen Ligen zusammengelegt werden, ist der achte Platz notwendig, um sich mindestens für die 2. Liga zu qualifizieren. FCM landet auf Platz 10, in der anschließenden Qualifikationsrunde gelingt kein Sieg, es geht in die Oberliga Nordost-Mitte (3. Liga zu der Zeit).

1994 wird die Qualifikation zur neuen viergleisigen Regionalliga verpasst. Hertha Zehlendorf hat am Ende das bessere Torverhältnis. Man hat es in der Hand am letzten Spieltag, es gibt sogar noch zwei Elfmeter, doch das Spiel gegen den VfB Lichterfelde geht 1:2 verloren. Hertha Zehlendorf über dem Strich, FCM darunter – bei gleicher Punktzahl. Die Oberliga (Nordost-Nord) ist nun die 4. Liga, der FCM nur noch viertklassig.

Immerhin gelingt 1997 der Aufstieg in die viergleisige Regionalliga. 2000 wird daraus eine zweigleisige. Wer unter dem Strich steht, spielt in der viertklassigen Oberliga. Man ahnt es schon, der 10. Platz des FCM reicht nur für die Viertklassigkeit.

Der Aufstieg wird ein Jahr später nachgeholt, am Ende geht’s in die Relegation gegen den BFC Dynamo. Nach Unentschieden in Berlin gewinnt der FCM das Rückspiel überlegen 5:2. Hier ein MDR-Video.

2002 gelingt auch der Klassenerhalt. Doch nun stimmen die Finanzen nicht, Insolvenzverfahren und Zwangsabstieg, der absolute Tiefpunkt der Vereinsgeschichte. Aus der Verbandsliga wird die II. Mannschaft hochgezogen, sie startet in der Oberliga.

2006 geht es wieder hoch in die Regionalliga, 2007 scheitert der Club denkbar knapp am Aufstieg in die 2. Liga. Richtig dramatisch indes wird es ein Jahr später. 2008 – aus den beiden Regionalligastaffeln wird die 3. Liga, alle Mannschaften unter dem zehnten Platz finden sich in der vierten Liga wieder. Und wieder einmal ist es das Torverhältnis, wie schon 1994. Bei Punktgleichheit mit dem BTSV fehlen am Ende vier Tore.

So gehen nach 2008 die Jahre dahin, Tristesse in der Regionalliga. Negativer Höhepunkt 2012, als die Saison auf dem letzten Platz beendet wird. Ein einziges Mal hat der FCM Glück bei einer Ligenreform, der letzte Platz bleibt ohne Folgen.

Einzig im Sachsen-Anhalt-Landespokal schreibt der Club eine bespiellose Erfolgsgeschichte, es bleibt eben bei dem, was die fuwo schon 1983 schrieb: „Pokal bliebt die Domäne des FCM“ oder „Wer Pokal sagt, meint den 1. FC Magdeburg“. Der FSA-Pokal wird 1993, 98, 2000, 01, 03, 06, 07, 09, 13, 14, 17, 18 gewonnen und so sehen das Ernst-Grube-Stadion und später das Heinz-Krügel-Stadion auch immer wieder äußerst spannende und emotionale DFB-Pokal-Partien.

Die Verpflichtung von Jens Härtel 2014 ist dann der Glücksgriff, quasi die Eintrittskarte in den Profifußball. 2015, nach 25 Jahren in den Niederungen des Fußballs geht’s in die Relegation für die 3. Liga, der FCM ist bis zum Saisonende gefordert und unter Strom. Er trifft auf den schon lange feststehenden Südwestmeister Kickers Offenbach. In zwei dramatischen Spielen gelingt der verdiente Aufstieg, vor allem an das 3:1 im Rückspiel in Offenbach am 31.05.2015 werde ich mich ewig erinnern. Dieter wird es mir hoffentlich nachsehen, durch Dieter sind wir erst an die begehrten Karten gekommen und dann nehmen wir den Aufstieg mit nach Hause. 1:0 in Magdeburg, dann egalisiert Mangafic in der 24. Minute das Hinspielergebnis, aber Schiller und Fuchs drehen das Spiel noch vor der Pause, ehe Hebisch in der 52. Minute den Aufstieg endgültig entscheidet. Der FCM ist endlich angekommen im bezahlten Fußball. Hier das Video vom Hinspiel in Magdeburg und vom Rückspiel in Offenbach.

Drei Jahre später gelingt die souveräne 3.-Liga-Meisterschaft und damit der Aufstieg in Liga 2. Nach langer langer Leidenszeit ist am 21. April 2018 mit einem 2:0 im Heimspiel gegen Fortuna Köln der richtig bezahlte Fußball erreicht. Am 12. Mai sichert sich der Club zusätzlich die 3.-Liga-Meisterschaft.

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