Lost Places: FDGB-Erholungsheim Fritz Heckert Gernrode – März+Mai : 2021

Fundstücke auf dem Wege zum Wanderkaiser: FDGB-Erholungsheim Fritz Heckert in Gernrode

Am 11. Juli 1954 vom FDGB eröffnet, erfreute sich das moderne Erholungsheim rasch größter Beliebtheit. Der FDGB war der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund, die Einheitsgewerkschaft in der DDR. Ihm oblag auch die Verwaltung der ganzen Ferienhäuser und damit auch die Vergabe der begehrten Ferienplätze: gemäß der Selbstdefinition als Arbeiter- und Bauernstaat erhielten genau diese Schichten eher den Zuschlag bei der Vergabe von Plätzen, denn selbstverständlich war das Angebot immer kleiner als die Nachfrage.

Sehr modern war das neue Heim, der erste FDGB-Neubau. Eine der Attraktionen dürfte eine damals nicht weit verbreitete Ölheizung gewesen sein. Kam allen 147 Gästen zugute, im Winter vor allem. Zudem lockten Gegend und Natur, so dass auch immer wieder Tagesgäste die großzügige Anlage besuchten. Die Gestaltung zieht Parallelen zum Berliner Olympischen Dorfes von 1936.

Schon damals standen 85 Zimmer zur Verfügung, zwei Klubräume, ein Schachzimmer, ein Leseraum mit Bibliothek, ein Fernsehraum. Dennoch 1970 eine Erweiterung: ein neues Bettenhaus und weitere gastronomische Einrichtungen müssen her. Siehe auch: rottenplaces

Benannt wurde das Heim Fritz Heckert. 1884 geboren, 1934 gestorben. Zunächst Mitglied der SPD. Ab 1912 hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär in Chemnitz. Später Mitbegründer der Spartakusgruppe und der USPD. 1918 wurde er Vorsitzender des Chemnitzer Arbeiter- und Soldatenrates. Delegierter des Gründungsparteitags der KPD am 30. Dezember 1918. Der Name „Kommunistische Partei Deutschlands“ ging auf seinen Vorschlag zurück.

Die Chemnitzer KPD-Organisation baute er zu einer der stärksten in Deutschland auf. Nach dem Vereinigungsparteitag mit der USPD im Dezember 1920 Wahl ins Zentralkomitee der KPD (ZK) auf. 1923 im Deutschen Oktober für 19 Tage Wirtschaftsminister der Sächsischen Regierung.

Mit dem Ende der DDR kam auch das Ende des FDGB und wenn sich kein neuer Eigentümer gefunden hat dann auch recht schnell das Ende der Erholungsheime, was fast immer der Fall war. Der Verfall setzte ein. Das 1970 gebaute Bettenhaus sowie das Restaurant wurden abgerissen, der Rest blieb stehen. Seit 1993 steht das Gebäude unter Denkmalschutz, es wird immer wieder auf die Rettung und Sanierung des Gebäudes gesetzt.

Jetzt scheint es so zu sein, dass Bewegung in die Sache kommt, siehe hier, Meldung vom 30. Juli 2021:

„Gernrode/Quedlinburg (aw). Die Stadt Quedlinburg hatte sich seit Jahren bemüht, das ehemalige FDGB Erholungsheim „Fritz Heckert“ in Gernrode (Landkreis Harz) auf dem Kuhkopf loszuwerden. Die Stadt wollte dabei selbst nicht als Verkäufer auftreten, sondern einen privaten Immobilienvermittler beauftragen. Der scheint nun erfolgreich gewesen zu sein. Bisher gab es für das damals erste, neu gebaute Ferienheim der DDR keine Interessenten für eine Sanierung und Wiedernutzung. Jetzt informierte Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) in einer nicht öffentlichen Sitzung den Stadtrat über den Verkauf der Immobilie. Entstehen sollen im früheren Ferienheim Ferienappartements, die teilweise als Eigentumswohnungen zur Vermietung dienen. Zusätzlich sollen auf dem Areal Restaurants sowie Sport- und Freizeitanlagen und ein parkähnliche Gelände geschaffen werden, die öffentlich zugänglich sein sollen.

Entsprechende Pläne hatte der neue Eigentümer und Investor, der bereits ähnliche Projekte in Thale und Harzgerode gestemmt hat, im vergangenen Jahr im Ortschaftsrat Gernrode vorgestellt. Der Ortschaftsrat befürwortete die Pläne sowie den Verkauf der Immobilie. Durch diese Pläne könnte das einst stolze Ferienheim „Fritz Heckert“ wieder auf dem Kuhkopf erstrahlen.“

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