SCHWERIN – Juni : 2002

Schlossfestspiele Schwerin mit Puccinis Turandot.

Recht spontan kommt die Frage von Mutti und Vati, ob ich mir die Turandot in Schwerin vorstellen könne. Bei der WM in Südkorea/Japan bin ich eh nur Fernsehzuschauer und wg. der mitunter schlecht europakompatiblen Anstoßzeiten kann und will ich nicht alle Spiele sehen, meine Teilzeitbeschäftigung im Uniarchiv lässt es zeitmäßig locker zu und ein wiederholt großzügiges Sponsoring von Mutti und Vati macht es ohnehin sehr lukrativ. Die Zusage fällt dementsprechend nicht schwer und so schauen wir uns an einem Sommerwochenende im Jahre 2002 Schwerin und die nähere Umgebung an. Herausragend dabei Schloss, Dom und Seenplatte, bei dem wir auch jeweils das Glück hervorragenden Wetters haben.

Auf sumpfigen Gebiet (angesichts der vielen Seen in und um Schwerin verwundert das nun überhaupt nicht) soll hier schon 700 n.Chr. eine Burg gestanden haben. Die Besiedlungsgeschichte ging natürlich weiter, ist aber in meinen Augen nicht wirklich lesenswert und damit uninteressant. Spannend wird es 1160 mit der deutschen Gründung. Noch 1147 scheitert der erste Kreuzzug Heinrich des Löwen und des dänischen Heeres gegen den hier ansässigen slawischen Volksstamm. 1160 erfolgt denn doch die deutsche Gründung durch den Welfenherzog Heinrich den Löwen nach dem Sieg über den Obotritenfürsten Niklot. Nach der Weihe des von Heinrich gestifteten ersten Doms um 1171 entwickelte sich Schwerin zum Zentrum der Christianisierung und Besiedlung des späteren Mecklenburg. Zu DDR-Zeiten ist Schwerin eine der kleinsten Bezirksstädte und heute ist sie Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, mit knapp 100.000 EW die kleinste Landeshauptstadt.

Heinrich war schon ein Knaller; es ist spannend, wo überall man seine Spuren aufnehmen kann, in Braunschweig selbstverständlich; in München, in Lübeck und auch in Schwerin. In der deutschen Geschichtsschreibung kommt Friedrich Barbarossa, Gegner Heinrichs, ja immer besser weg; ich als Braunschweiger hingegen halte es da eher mit Heinrich und bin stolz, einen Löwen in Schwerin zu sehen☺!

Und – wie angedeutet – es gab ja noch ein wenig mehr Schwerin, eine Stadt die wirklich mit der Lage an und um unendlich viel Wasser zu begeistern mag. Tolle Sache hier!!!

Etwas weniger Glück mit dem Wetter haben wir später bei der Open-Air-Aufführung. Gerade im Schlusssatz angekommen wird der Regen denn doch so heftig, dass die bis dahin heldenhaft trotzenden Turandot und Kalaf kapitulieren. So fehlen am vollendeten Operngenuss ca. 15 min, was schade ist, aber dem positiven Eindruck keinen Abbruch tut. Das aufgebaute Ensemble mit Mecklenburger Staatstheater zur Linken, Schweriner (Innen)see zur Rechten und der ausladenden Museumstreppe als Schauplatz der Oper rahmt eine beeindruckende Aufführung ein, die mit dem Makel des einsetzenden Regens leben muss. Schade, aber das ist Open-Air.

Hin und Rückweg sind jeweils so gelegt, dass auch auf dem Weg noch etwas zum Schauen bleibt; es sind Schloss Ludwigslust und der Stadtkern des mittelalterlich gebliebenen Lüneburg.

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