EINTRACHT IST UNSER LEBEN! – April / September : 2016

Eintracht ist unser Leben! Das ist bekannt, neu ist, dass wir dies im Theater, auf den Brettern, die die Welt bedeuten zeigen dürfen. Ein äußerst spannendes Projekt im Rahmen der Theatertage Kultur nimmt im Winter 2015 seinen Anfang.

Im Rahmen einer FanRat-Sitzung stellt Axel Preuß vom Staatstheater das Vorhaben vor, skizziert einen Rahmen. Das weckt Neugier und recht schnell erfolgt ein Treffen mit dem Regisseur Michael Uhl. Erzählen über die Leidenschaft Fußball, herrlich. Es werden kurzweilige zwei Stunden und nach diesen zwei Stunden ist klar, dass ich dabei sein möchte, wenn wir unsere Leidenschaft Eintracht auf die Bühne bringen werden.

Erste Treffen des Ensembles erfolgen im Januar 2016. Geschichten werden erzählt auf der Probenbühne das Staatstheaters, Michael und Regieassistentin Jana Pophin hören zu, stellen Fragen, notieren und machen sich ein Bild. Es setzt sich etwas zusammen in diesen Tagen, ohne Zweifel. Das Ensemble nimmt die finale Form an, erste Sachen werden geprobt. Bestimmt nimmt das Stück auch erste Formen an in Michaels Überlegungen, nur wird uns das noch nicht so klar, zu neu fühlt sich alles an, zu wenig klar, zu wenig sichtbar ist das Ziel. Aber der Spaß steigt, die Neugier ist eh kaum noch zu steigern.

Die nächste Probenstation ist die Aula der HBK. Noch wird gemeinsam geprobt, Kerstin Krüger für die Kostüme und Thomas Rump für die Bühne kommen hinzu und begleiten unsere Proben, Axel als Chefdramaturg ja sowieso. Recht schnell gehen Einzel- oder Gruppenproben los, nicht immer müssen alle 24 Ensemblemitglieder bei allen Proben dabei sein, nicht in allen Dekaden, nicht in allen Themen, derer sich Michael annimmt, sind alle Ensemblemitglieder dabei. Soviel ist klar, vieles anderes bleibt mit einem Fragezeichen versehen.

Das Stück wird sich durch die (Fan)Geschichte der Eintracht arbeiten, so viel wird langsam klar. Und ja, arbeiten, denn noch arbeiten wir das Stück eher, als dass wir es spielen. Die Schlagzahl erhöht sich in dieser Zeit, wir lernen, proben, bekommen neue Texte, lernen neue Texte neben den alten, proben schon Bekanntes, studieren Abläufe für Neues. Und wenn wir gerade gedacht haben, den neuen Text bereits gelernt zu haben, stellen wir bei der nächsten Probe fest, dass dem nicht so ist. Also weiterlernen. Michael schreibt Text um Text. Das Stück wächst. Jana hält uns bei Laune, manchmal auch mahnend. Aber das brauchen wir offensichtlich.

Mitte Februar dann ein Highlight. Zum ersten Mal seit längerer Zeit trifft sich wieder das gesamte Ensemble. In der HBK-Aula. Der erste Teil des Stückes wird zusammengesetzt und als wir es geschafft haben, kennt das Strahlen keine Grenzen. Alles Proben hat plötzlich einen Sinn, alles Lernen hat nun ein wirklich sichtbares Ziel. Auf das lässt sich von nun an noch etwas leichter hin arbeiten.

Ende März bekommen wir eine neue Probenheimat. Im ehemaligen Atlantis hat das Theater eine Bühne. So verbinden sich unsere Proben mit Erinnerungen an längst zurückliegende Zeiten, denn das Atlantis gehört für alle in die Kategorie Jugenderinnerungen. Gleichzeitig treten wir in die Phase ein, in der das Ensemble bis auf wenige Ausnahmen gemeinsam probt. Ein ums andere Mal werden die Übergänge geprobt. Die Übergänge, der neuralgische Punkt bei Aufführungen. Ich weiß nicht, wie oft wir neu ansetzen, wie oft uns Jana den Einsatz souffliert, wie oft Micha „wir spielen das nochmal ab …“ sagt. Für diese Momente wurde der Begriff Engelsgeduld erfunden, denke ich.

Aber wir kommen dem Ziel näher. Ende März sind wir dann sogar soweit, das gesamte Stück zu spielen, das erste Mal. Als Micha und Axel uns auch noch mit prominentem Besuch überraschen und die Zeit für’s Bergfest gekommen ist, kennt die Vorfreude keine Grenzen mehr. Am 24. März spielen wir vor Torsten und Bussi, wir schlagen uns recht gut, es gibt emotionale Worte von unserem Trainer und am Ende eine kleine Party. Auch heute, wo ich den Bericht zwei Jahre später schreibe, meine ich mich an jedes Detail erinnern zu können, was natürlich nicht stimmt, sich aber so anfühlt. Zu angespannt oder aufgeregt waren wir während der Probe. Die strahlend-beeindruckten Augen unseres Trainers indes werde ich nie vergessen. Und die glockenklare Stimme von Jana.

Und dann steht der nächste Schritt an, die Premiere rückt näher, die (An)Spannung steigert sich weiter. Wir haben letzte Proben auf der Bühne. Auf der Bühne, auf der wir am Ende stehen werden, auf der wir erwartungsfrohen Zuschauern einen schönen Abend bereiten wollen, auf der unsere Probenwochen ihren Höhepunkt erreichen sollen. Schwer, das Gefühl an diesem Samstag zu beschreiben, es ist ziemlich viel und es ist ziemlich aufregend. Aber – und das ist das Entscheidende – es ist verdammt geil. Die Zeit danach empfinde ich als Film, gefangen im Zeitraffer, wahrscheinlich ging es vielen von uns so. Es kommen noch weitere Proben, die Generalprobe, Gespräche.

Und dann der Tag, auf den wir alle im Anfang hingearbeitet haben, zum Ende hingefiebert haben. Wir dürfen sogar erleben, dass der Eiserne Vorhang – ein Sicherheits- und Brandschutzvorhang in allen Theatern und relativ selten Teil von Inszenierungen, wie ich erst später in anderem Zusammenhang erfahre – Teil unserer Aufführung ist. Premiere ist am 2. April 2016.

Gut zwei Stunden vor der Aufführung treffen wir uns. Während wir uns treffen, während wir in der Maske sind, während wir uns umziehen – die Vorfreude ist greifbar. Als wir das gesprächige Summen aus dem Zuschauerraum hören, steigt die Anspannung. Jede(r) geht anders mit der Situation um, aber um 19:25 ist der Fokus gelegt auf das gemeinsame Ziel.

Nicola Scherer, die Produktionsleitung, bringt uns zu unseren Positionen. Und dann beginnt das hochemotionale Abenteuer.

Es beginnen 67 Minuten auf der Bühne des Kleinen Hauses, die keiner von uns je vergessen wird. Die Ungewissheit, was passiert, wenn der Vorhang hochgeht und wir als Ensemble blank stehen weicht, wir sind hochkonzentriert und werden von Anfang an vom Publikum getragen. Aber – und das ist unsere herausragende Leistung auch bei den nächsten Vorstellungen – wir sind ein Team und tragen uns gegenseitig. Wir rocken das Kleine Haus – und wir werden dafür gefeiert. Drei Mal im April (02., 09., 24.) und im September , als wir noch drei weitere Termine bekommen, wieder (25.08., 02.09., 09.09.).

Ich möchte keinen Abend missen, keinen Abend mit dem Team. Jeder Abend das eher lockere Treffen – das Eintrudeln der anderen Ensemblemitglieder – das Eintrudeln von Axel, Jana, Kerstin, Micha, Nicola und Thomas – das langsame Ankleiden in der Probe – der Gang auf die Bühne zum Warm-Up – die steigende Anspannung – das Lauschen auf das Gemurmel aus dem sich langsam füllenden Zuschauerraum – der Start mit dem langen Gang zur Bühne und dann unser Start mit dem Klassiker von Depeche Mode – und dann Feuer frei in höchster Konzentration mit allem, was wir an dem jeweiligen Abend raushauen konnten.

Also mich hat das Gemurmel immer mit einer unglaublichen Vorfreude erfüllt, gleichzeitig ein wenig nervös gemacht, aber eben auch total konzentriert und fokussiert. Es war eine geradezu kindliche Vorfreude, gleich ein Teil derer sein zu dürfen, die jetzt ganz vielen Zuschauern ihre jeweils eigene Eintracht-Geschichte erzählen dürfen. Die natürlich nur funktioniert, wenn viele ihre Geschichte erzählen und so wiederum eine ganze Geschichte entsteht. Die Geschichte, die Michael uns entlockt hat und zu einem Theaterstück geformt hat. Und so konnten wir alle sehen: Theater ist Magie, ist großes Gefühl, ist große Geschichte – und Theater ist harte Arbeit. Lohnende harte Arbeit.

Auch heute noch bin ich stolz –auf ALLE Mitwirkende! Auch auf Heiko, falls Du das mal lesen solltest hier.

Auf der Premierenparty wurde alles gegeben – zurecht. Es wird erzählt, dass Biervorräte aufgebraucht wurden, die auch noch für die nächste Premierenparty am folgenden Abend vorgesehen waren. Tja, wer plant denn sowas mit uns???

Die folgenden Partys laufen ebenso denkwürdig – genauso hart, wie wir gearbeitet haben, sind wir nun am Feiern. Und als wir für den September noch drei zusätzliche Aufführungstermine bekommen, kennt die Freude kein Halten mehr. Ich denke aber, dass wir und der Zuspruch es verdient haben.

Interessante Links:

Homepage von Michael Uhl

Deutschlandfunk

taz

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