2019 ist der 100ste Geburtstag des Bauhauses mit Einweihung eines Museums, Feierstunden und umfassenden Würdigungen.
Das Bauhaus ist die Nachfolgeinstitution der Kunstschule Weimar. 1919 übernimmt Walter Gropius die Leitung. Das Bauhaus ist also mittlerweile 100 Jahre alt. Hier eine Würdigung. Die Kunstschule wird reorganisiert und umbenannt – eben in Bauhaus. Allerdings verschlechtert sich das Verhältnis zum immer weiter rechts rückenden thüringischen Staat zusehends, 1925 muss das Bauhaus auf politischen Druck hin aufgelöst werden.
Bürgermeister und Kulturreferent von Dessau geben dem Bauhaus eine neue Heimat. Dem Neubau von 1925 bis 1926 liegen Entwürfe von Gropius zugrunde. Einweihung ist am 04. Dezember 1926. Große Teile der Einrichtung und Werkstätten sind von Bauhaus-Meistern geplant und ausgeführt.
1928 tritt Gropius von der Leitung zurück und Hannes Meyer übernimmt zum 1. April 1928 die Nachfolge, wenig später Entlassung aus politischen Gründen am 1. August 1930. Ludwig Mies van der Rohe folgt.
1931 zieht die NSDAP mit folgender Forderung in den Wahlkampf: „Sofortige Streichung sämtlicher Ausgaben für das Bauhaus. Ausländische Lehrkräfte sind fristlos zu kündigen, […]. Der Abbruch des Bauhauses ist sofort in die Wege zu leiten.“
1932 nutzt die NSDAP-Fraktion die Mehrheit zur Schließung, das Gebäude dient nun als Gauführerschule im Gau Magdeburg-Anhalt. 1945 schwere Zerstörungen bei einem Luftangriff, teilweiser Wiederaufbau und Nutzung als Berufsschule. Die 76er Rekonstruktion kann nicht den Anspruch einer originalgetreuen Rekonstruktion erfüllen.
Die Restaurierung und Instandsetzung nach den Plänen der 20er Jahre findet zwischen 1996 und 2006 für 17 Millionen € statt. Inzwischen ist das Bauhaus UNESCO Welterbestätte. Dazu zählen auch die Meisterhäuser Dessau.
Markantestes Gebäude ist das Werkstättengebäude mit der markanten Glasvorhangfassade, der Nordflügel der Handwerkerschule und die zweigeschossige Brücke, die beide Flügel miteinander verbindet.
Die funktionale Trennung der einzelnen Gebäude, noch mehr aber die riesige verglaste Wand des Werkstättentraktes, sind das sensationell Neue der Bauhaus-Architektur.
Die Gebäudestützen verschwinden hinter der Glasfassade, sie sind komplett von ihr zurückgesetzt. Die durch keine Unterbrechung gestörte, aus einem Guss wirkende, harmonisch-flächige und transparent-leichte Glasfassade reicht über alle drei Geschosse und die gesamte Gebäudelänge. Diese neue Ästhetik kommt ohne Ornamente, ohne Verzierungen aus.
Gleichzeitig wirkt die Fassade offen und lässt eine neue Beziehung zwischen außen und innen entstehen, einen Eindruck von Freiheit und Übersichtlichkeit.
Allerdings gibt es Probleme bezüglich des Sonnenschutzes und der Gebäudeklimatisierung. Direkte Sonneneinstrahlung heizt die Räume enorm auf, Vorhänge allerdings stören die Transparenz. Einfachverglasung kühlt das Gebäude im Winter recht schnell aus. Die Lüftung erfolgt über eine im Detail extrem spannende Kombination aus Lamellenflügeln und Kettenzug.
Heute nutzt die Stiftung Bauhaus Dessau das Bauhaus. Es geht darum, das Erbe des Bauhauses zu bewahren und in die Zukunft zu tragen. Dazu zählen auch Lehre und der Forschung.
Ein Vorgänger des Bauhauses sind die Fagus-Werke, 1911 von Gropius und Meyer entworfen. Die funktionale Stahlskelettbauweise gleicht seinerzeit einer Revolution – sie wird später charakteristisch und stilbestimmend. Insbesondere die offenen Ecken. Eine vor das tragende Skelett gehängte Glasfassade gibt den Blick auf das Innenleben frei. Die offenen Ecken unterstreichen die Leichtigkeit.
In der Nähe des Bauhauses stehen die Meisterhäuser als ehemalige Unterkünfte für die Bauhaus-Meister.
Sie sind gleichzeitig Musterhäuser für modernes Wohnen mit identischen Grundrissen. Auch hier – kubistische Formen. Bestechend allerdings sind die großen Fenster, die deutliche Verbindung von außen und innen. Das so markante Bauhaus-Gestaltungsprinzip setzt sich hier fort.
Die Idee war, die Gebäude nach dem Baukastenprinzip mit industriell vorgefertigten Teilen zu errichten. Die Prinzipien des rationalen Bauens sollen umgesetzt werden, lassen sich aber aufgrund der technischen Möglichkeiten zur damaligen Zeit noch nicht umsetzen.
Die Meisterhäuser sind inzwischen rekonstruiert und wiederaufgebaut, die im Krieg zerstörten Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy allerdings sind auf Anregung des britischen Architekten David Chipperfield als abstrakte Interpretationen der historischen Architektur aufgebaut worden.
Ein „Who is Who“ der Moderne ist die Liste der Bewohner: hier eine Auswahl: Lyonel Feininger, Georg Muche, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Hannes Meyer, Ludwig Mies van der Rohe.
In der Tradition des Bauhauses steht auch das Kornhaus, 1929 von der Stadt Dessau gemeinsam mit der Schultheiss-Patzenhofer Brauerei als Ausflugsgaststätte in Auftrag gegeben. Hier noch der Dlf zur Geschichte.