KIEW / BUKAREST – November : 2011

Kiew_1

Die Spielpläne wollen es so: erst geht es im November 2011 nach Kiew und wenig später nach Bukarest. Kontrastreich.

Kiew

Die EM-Quali Deutschlands war ja recht früh eine sichere Sache, so dass sich Basti, Henning und ich auch recht früh für Kiew vom 10.-13.11. begeistern und entscheiden konnten. Das Angebot der Sektion stach uns dabei ins Auge. Ein preiswertes Rundum-sorglos-Paket.

Robin wollte auf anderen Wegen anreisen, mindestens aber beim Spiel die Braunschweiger Fraktion verstärken. Donnerstag geht’s so rechtzeitig hin, dass nach Einchecken im Hotel noch ein kleiner Gang in die Stadt möglich ist. Henning und Basti haben im Hotel Rus feinsten Stadionblick, eine vorzügliche Nachbarschaft. Mein Zimmer teile ich mit Kollege Bauer von der Sektion, welcher im Laufe der Geschichte durchaus noch seine Bedeutung bekommen wird.

Gang in die Stadt heißt kurze Orientierung und schnelle Suche nach einer geeigneten Lokalität. Schnell wird sie gefunden, irgendwie zog uns die Hinterhof-Keller-Pinte alle drei gleichermaßen magisch an. Solche Pinten lernt man definitiv nur auf solchen Reisen kennen. War zu erwarten, dass wir hier auf Arne & co. treffen würden? Irgendwie nicht, weil wir uns schon fragten, wer überhaupt in solche Pinten geht… Der Abend nimmt den erwarteten und angestrebten Verlauf:-)

Der nächste Tag sieht Sightseeing vor, für das wir uns der Sektion anschließen. Schewtschenko-Boulevard mit der Kathedrale des heiligen Wladimir an eins, danach werden am Bahnhof weitere SMD-Reisende zugeladen. Weiter geht’s über die St.-Michaels-Kathedrale zur St.-Andreas-Kirche zur St.-Sophien-Kathedrale.

Dann wird’s uns allerdings ein wenig zu langsam und wenig zielorientiert. Wir ziehen die individuelle Variante vor, das Goldene Tor folgt. Danach geht’s raus zum heroisch-martialischen Denkmal „Mutter Heimat“. Ein fantastischer Blick über die Stadt und den Dnjepr ist der Lohn. Wie mag das hier im Sommer aussehen? Wahrscheinlich hinreißend.

Zurück vorbei am Höhlenkloster, was wir sicher nicht angemessen würdigen, aber uns sind irgendwann auch mal andere Dinge wichtiger. Z.b. ein Bier auf dem Prachtboulevard Kreschatik. Langsam geht es auf diesem Weg zurück Richtung Hotel, denn schließlich steht abends das Länderspiel an und die Hotellobby, Luftlinie vlt. 500 m vom Stadion entfernt, sind bereits als Treffpunkt gebucht. Es wird das erwartete Stelldichein.

Wir tragen genau dieses Hochgefühl mit ins Stadion NSK Olimpijskyi, stellen sehr schnell fest, dass es bei diesem Länderspiel im Stadion Bier gibt und suchen uns konsequent Plätze mit suboptimaler Sicht aber Nähe zum Bierausschank. Alles richtig gemacht. Als sich Hanno-Linke nach sehr sehr kurzem Kontaktaufnahmeversuch auch schnell wieder verpisst wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Abzüge in der B-Note gibt es lediglich, weil das Bier zur Halbzeit alle ist. Robin und mir gelingt es zwar, irgendwo im Stadion einen Nachschlag zu besorgen, aber der ist auch nicht von Dauer. Nach dem 3:3 gibt’s in einer der Bars einen oder mehrere Absacker, wer weiß das schon noch so genau. Motto des Abends, Basti bringts auf den Punkt: „3:3. Top Suff“. Am nächsten Morgen die Frage von meinem Mitbewohner: „Hoffe, ich war gestern Abend nicht zu laut beim Schlafengehen.“ Antwort meinerseits: „Wollte ich dich auch gerade fragen.“ Damit wäre das dann auch geklärt:-).

Am nächsten Tag ist der Boulevard erneut unser Ziel, doppelt Spaß macht er, weil er für den Verkehr gesperrt ist. Henning und ich brauchen nach der Tschernobyl-Tour-Absage ja ein Alternativprogramm. Sehr ärgerlich, dass diese bereits gebuchte Tour so kurzfristig storniert wurde. Alternative besteht aus viel frischer Luft, ein paar Highlights und dem, was wir am besten können. Nachdem auch an diesem Abend das Tagesziel erreicht wird, ist klar, dass ein erfolgreiches verlängertes Wochenende zu Ende gehen kann.

Bukarest

Wenig später, am 22. + 23.11. geht’s nach Bukarest. Andere Mitfahrer diesmal, vor allem Cattiva bzw. Cattiva-Umfeld. Naja, und Jan und ich. Mittags sind wir in Bukarest Baneasa. Zunächst bin ich noch überrascht, weil ich ihn extrem klein und runtergekommen finde, nachdem wir ein wenig vom Umfeld des Flughafens gesehen haben, bin ich schon weniger überrascht und als wir in der Stadt angekommen sind und den einen oder anderen Weg gemacht haben, überhaupt nicht mehr. Irgendwann bin ich eigentlich nur noch schockiert, wie runtergerockt und fertig diese Stadt ist. Ich habe definitiv noch keine (Haupt)Stadt gesehen, deren Substanz so dermaßen lieblos hergeschenkt worden ist. Die langen und extrem eintönigen und bedrückenden Häuserzeilen, die gefühlt alle größeren Straßen außerhalb des engeren Stadtkerns säumen, haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen.

Aber zurück: eingecheckt im Hostel geht’s recht schnell wieder los. Chauchesku-Palast wird beäugt und ja, es ist ein abstoßendes Beispiel der sogenannten sozialistischen Überwältigungsarchitektur. Der ehemalige Prachtboulevard hat heut so gar nix mehr, früher waren in der Mitte Springbrunnen, heute rosten die Anlangen trüb vor sich hin.

Innenstadt gibt kein besseres Bild ab, zum Glück ist irgendwann Fußball. Ein wenig deplatziert wirkt dieses supermoderne Riesenstadion Arena Națională in dieser Stadt und irgendwie passt die Begegnung auch dazu: Oțelul Galați, mit seinem 13.000er-Stadion in der Provinz nicht für die Champions-League zugelassen, spielt im mehr als 200 km entfernten Bukarest gegen den FC Basel vor 5787 Zuschauern; 55.600 passen rein… Das Spiel kann etwas entschädigen, Basel gewinnt 3:2 und hält sich damit alle Möglichkeiten offen für die Qualifikation zur CL-Zwischenrunde, die sie dann auch durch einen sensationellen 2:1-Sieg gegen Manchester United 14 Tage später erreichen.

Bemerkenswert immerhin noch am Abend, an dem vor allem Robin und ich unsere Biervorräte konsequent vernichten, die Cattiva-Jugend ist zu diesem Zeitpunkt noch mit den Baslern unterwegs. Am nächsten Tag geht’s zurück, außer, dass Robin im Flieger kurz zusammenklappt, passiert nix.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.