GROßGLOCKNER / SLOWENIEN – Juli : 2008

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Eine Woche noch arbeiten im Bayrischen Wald, dann endet das Schuljahr auch für mich. Damit habe ich nun die fünf bedeutenden Mittelgebirge der Bundesrepublik auf meinem Zettel. Die ersten Tage der Nach-Schuljahreszeit lasse ich im nahe gelegenen Österreich am Großglockner beginnen. Später geht es nach Slowenien weiter zum UI-Cup.

Der Weg führt mich also zunächst nach St. Englmar im Bayrischen Wald, später dann entlang der Salzach, noch ein bissel später entlang der Alpen, über Burghausen und Salzburg nach Maria Alm. Klingt so verschlafen wie es ist. Aber schön gelegen. Überhaupt weiß ich bei der Anfahrt von Salzburg an teilweise nicht, ob ehrfürchtiges Staunen oder höchste Verzückung die treffende Beschreibung ist. Irgendwie immer beides. Teils türmen sich die 2000er unmittelbar neben der Strecke, so dass kilometerweit links und rechts nichts anderes als massive, steile Felswände sind. Teils sind vor den Felswänden des Hochkönigs oder des Steinernen Meeres saftiggrüne Almen aufgereiht zu einem Panoramablick nach dem anderen von fast kitschiger Schönheit.

Bis dahin bin ich aber noch keinen Kilometer im Nationalpark Hohe Tauern zum Großglockner gefahren. Ich ändere das am nächsten Tag und es wird ein gigantischer Hochgenuss in den Hochalpen! Auf 36 Kehren geht’s mit teilweise 20% Steigung hinauf und angesichts dieser gewaltigen Steine, dieser inflationären Häufung von 3000ern und dieser atemberaubend schnell und atemberaubend schön wechselnden Perspektiven kann man schon mal das eigentliche Ziel, den Großglockner, aus den Augen verlieren. Zu viele Punkte bieten sich an, ja drängen sich auf zur inneren Einkehr, zum Schauen, Staunen und Genießen. Auch im Kleinen zeigt sich hier eine einzigartige Welt mit Murmeltier und Enzian, Steinbock und Edelweiß.

Von der Edelweißspitze bietet sich – nach meinem aktuellsten Kenntnisstand – der Inbegriff des Alpenpanoramas; auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe gegenüber des Großglockner einmal angekommen, ist es unmöglich, von der Wirkung des Großglockner-Areals unbeeindruckt zu bleiben. Es ist ja nicht nur der Großglockner, sondern auch der Pasterzengletscher, leider im Laufe der Zeit unendliche viele Meter zurückgegangen. Unter Moränengestein liegt die Gletscherzunge, deren brüchige Ausformung an vielen Stellen zu sehen ist. Auge in Auge mit dem ewigen Eis. So oft komme ich ja nun nicht auf irgendwelche Gletscher, so dass das Hier und Heute schon ein ganz eigener Moment für mich ist. Außerdem kann ich mich der Faszination, hier auf Eismassen zu stehen, die so was von viel Jahren älter sind als ich, dass die Zahl dazu eh nur ein nicht konkret fassbarer Wert wäre, nicht entziehen.

Weiter geht’s nach Slowenien. Es locken Alpen, Karst und Adria. Mitten durch die Alpen geht’s in die Vipava-Region. Ist, so steht es geschrieben, eine bekannte Weinregion mit hervorragenden Weinen. War mir bisher nicht bekannt; wie schön, dass Reisen bildet. Und zutreffend ist’s auch; also das mit dem Wein jetzt. Für den Autofahrer ist Slowenien noch sehr gewöhnungsbedürftig. Die Autobahn in den Süden ist nicht nur an einer Stelle noch nicht existent. Dafür werden aber seit Juli gleich mal 35 € Maut verlangt. Ist wohl die slowenische Art von Humor. Davon mal abgesehen und auch abgesehen von der brutal hohen Verkehrsdichte an der Küste geht der Landstrich als einer mit hohem Wohlfühlfaktor durch. Mediterran an der Küste, das weite Vipava-Tal mit dem sanften Übergang zum Nanos bzw. zu den Julischen Alpen, deren Siedlungen mich stark an die vielen Karpatendörfer der Slowakei erinnern. Auffallend grün ist das Karstgebirge, dessen Attraktionen die Postojna-Höhle und die Burg Predjama sind. Skurril und uneinnehmbar ist die Burg, die den Eindruck erweckt, als wachse sie geradewegs aus dem Felsen.

Die riesigen Tropfsteinhöhlen sind erwartungsgemäß total überlaufen; Unmengen an Touristen werden hier fließbandmäßig abgefertigt. Ich bin ja kein so großer Freund von solchen touristischen Massenauftrieben, aber für die zweitgrößte Tropfsteinhöhle der Welt lasse ich das einfach mal über mich ergehen. Im Endeffekt ist die Veranstaltung unfreiwillig komisch, wobei ich glaube, dass ich diese Meinung exklusiv habe bei den ganzen angespannten Gesichtern um mich herum. Zur vollen Stunde öffnet sich die Pforte und eine unbeschreibliche Masse ergießt sich ins Innere der Höhle. Nachdem die Massen unterirdisch zwei Kilometer durch die Gegend gekarrt sind – begleitet von vielen Ohs uns Ahs, ist ja ne berühmte Tropfsteinhöhle – , findet man sich vor großen Sammelplätzen für die verschiedenen Nationen wieder, woraufhin die deutsche Gruppe relativ schnell unruhig wird, weil es scheinbar aus der Ordnung geraten ist, denn es dauert was, bis etwas passiert. Wird langsam lustig hier. Irgendwann nehmen sich die Führer der Gruppen an, was letztlich aber recht egal ist; da läuft einer vorne weg, erzählt vielleicht auch das eine oder andere Mal was, die Gruppe aber zieht sich auseinander, weil’s dann doch keinen interessiert, was da so erzählt wird. Dass die Gruppen zusammenbleiben, scheint von untergeordnetem Interesse. Genauso egal sind den meisten die unübersehbaren Hinweise auf das Fotografierverbot. Und so ist es denn doch ganz lustig in diesem Chaos, dessen beabsichtigte Ordnung bestenfalls als Fassade taugt, um möglichst viele Touristen in kürzester Zeit hier durchzutreiben. Den Steinen da unten ist’s egal, die stehen da schon seit ein oder zwei Millionen Jahren und werden, wenn ihnen nicht der Himmel auf den Kopf fällt, da auch noch weitere zwei Millionen Jahre stehen.

Abends rollt endlich wieder der Ball, ist ja nicht zum Aushalten so eine Sommerpause. Vor einer neuerlichen Reform des UEFA-Cups findet letztmalig der UEFA-Intertoto-Cup statt und in der 2. Runde kreuzen ND Gorica und FC Chernomorets Burgas die Klingen. Beste Ausgangslage für Gorica, im Hinspiel ein 1:1 geholt und jetzt ein Heimspiel. Der Športni Park passt sich in die Stadt ein. Sehr neu alles, sehr zweckmäßig mit Laufbahn und aufs Wesentliche beschränkt mit 4.000er-Kapazität. Gegengerade nicht nennenswert, auf Hintertortribünen wurde gleich ganz verzichtet.

Der Gastgeber aus der slowenischen Grenzstadt zu Italien lässt in der Anfangsphase klare Chancen ungenutzt und damit auch die Möglichkeit, das Weiterkommen frühzeitig klarzumachen. Aber so eine Art Jan-Koller-Verschnitt für europäisches Mittelmaß vermag sich nicht entscheidend durchzusetzen. Nach gut 30 min schiebt sich der Gast von der Schwarzmeerküste mehr und mehr nach vorne und stellt die wenig sichere Abwehr vor ernsthafte Probleme. Folgerichtig nach gut einer Stunde das 0:1 und kurz vor Ende die Entscheidung. Tristesse in Gorica daraufhin? Fehlanzeige; unaufgeregt wird das Ausscheiden zur Kenntnis genommen. Auf dem Rückweg fahre ich über Burghausen, um seit längerer Zeit mal wieder die Mauern der längsten Burg Europas zu sehen. Das erste und letzte Mal war es anlässlich des kurzen Gastspieles des BTSV in Liga 2 nach dem legendären Aufstieg 2002. Heuer mal ohne richtigen, also gespielten Fußball, aber zumindest mit zwei Abenden mit Petzi, zu dem seit diesem Tag in Burghausen der lose Kontakt nie richtig abgerissen ist.

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