SCHOTTLAND – 08. – 22. Juli 2025

Schottland ist ein so faszinierendes Land, in unterschiedlichen Konstellationen bereist, nun wollen Bine und ich uns gemeinsam davon überzeugen. Die Vorfreude ist riesig und wird nur getoppt von der Freude, als es dann endlich losgeht:-)

Start am BER, von Glasgow steht lediglich der Flughafen auf dem Programm, wir holen den Mietwagen und auf geht’s gen Norden. Entlang des Loch Lomond, entlang des Beinn Challuim. Erste Station das Glencoe. Die Wolken hängen recht tief und geben der Kulisse noch mehr Bedrohlichkeit, noch mehr Gewalt, noch mehr Düsternis. Gewaltig sind gerade die Three Sisters ohnehin schon, heuer trägt diese düstere Atmosphäre die Szenerie. Alles passt zueinander.

Eine halbe Stunde später checken wir ein im Cityheart Campus Fort William. Ein Studentenwohnheim – Gemeinschaftsküche und kleine zweckmäßige Zimmer.

Fort William, als Ort nicht übermäßig aufregend, der folgende Vormittag reicht, um sich davon zu überzeugen, liegt für die nächsten Tag strategisch hervorragend. Bahnhof fußläufig. Doch zunächst warten weltbeste Scones auf uns, stilecht mit Clotted Cream – obwohl uns Tage später ein Schotte zu verstehen gibt, das das ja eher son englisches Ding sei mit der Clotted Cream. Es wäre zu komplex geworden, ihm verstehen zu geben, dass wir ja komplett auf seiner Seite sind, insbesondere mit dem Hintergrund vom Glencoe Drama, dazu später mehr, sich diese Frage aber bestimmt nicht an der Clotted Cream entscheidet.

Anschließend zum Bahnhof, wir haben Lust auf den Jacobite. Jetzt vereinigen wir sich nicht das Harry-Potter-Expertentum in uns, aber cool wird’s mit Sicherheit trotzdem. Die Vorfreude ist groß und sie wächst stetig. Im Zug ein kleines Abteil mit Harry Potter Devotionalien, auf dem Bahnsteig paar, die in stilechtem Outfit unterwegs sind, vor dem Zug kurz vor der Abfahrt denn doch die unerlässliche Dampflock, wir hatten uns schon Sorgen gemacht, als der Zug mit ner Diesellok ans Gleis geschoben wird.

Auch wenn der Heizer jetzt alles andere als begeistert dreinschaut. Aber wenn täglich hunderte das Führerhäuschen belagern und teilweise ungefragt reinklettern, wäre ich wohl auch nur so semi begeistert.

In plüschigen Sitzen geht’s auf die Reise, entlang Neptune’s Staircase, einer Schleusentreppe mit acht Schleusen, und des Glenfinnan Viaducts. Harry-Potter-Feeling müsste jetzt aufkommen und nahezu alle zücken auch hektisch ihre Handys, aber das alte Lied: eine Brücke, die ich befahre, sehe ich besser, wenn ich sie nicht befahre. Es ist ja dennoch cool, aber fürs Harry-Potter-Feeling reichts halt nicht ganz.

Wenig später Zwischenstopp an der Glenfinnan Station, danach Highlandfeeling bis nach Mallaig. Die Strecke ist wunderschön. Nach zwei Stunden und einem leckeren Spice Tea von der West Highland Tea Company in diesem pittoresken Örtchen tuckert die Bahn zurück und wir stehen anschließend vor der Frage, welches kulinarische Highlight wir nach den leckeren Scones nun noch erwarten dürfen. Es wird Haggis, was ja i-wie auf keiner Schottlandreise fehlen darf.

Drei, vier Mal war ich beim bekannten Aussichtspunkt an den Three Sisters. Viele Wanderwege führen von dort aus ins Glencoe, bisher allerdings hat es mit einer Wanderung im Glencoe nicht funktioniert. Heute soll es dann soweit sein. Wir starten etwas abseits vom Aussichtspunkt, es ist schlicht so voll, dass wir hier nicht parken können. Aber egal, wir sind flexibel und fahren ein paar Meter. Auf diese Weise haben wir beim Start die Three Sisters seitlich von uns, eine recht neue Perspektive. Bei bestem Wanderwetter legen wir los, begleitet von Wiesenpiepern. Angenehm stetig geht es bergauf, genau die richtige Wanderung zum Einstieg in den Urlaub, am Ende werden 230 Höhenmeter auf der Uhr stehen. Nicht zu viel – nicht zu wenig – genau richtig. Immer zur Rechten haben wir den Beinn Fhada. Angenehme Wolkenspiele begleiten uns, Regen allerdings nervt uns nicht und das ist gut so:-)

Nach circa 4 km stehen wir vor der Frage, ob eine komplette Umrundung des Beinn Fhada Sinn macht oder ob es für den Anfang vielleicht doch etwas zu ambitioniert sein könnte. Es geht gar nicht so sehr um die Höhenmeter, da haben wir noch genug Energie im Tank, es geht eher um die etwas ungewisse Strecke und die Zeit und den sich – zumindest in den Höhenlagen – nun doch etwas hartnäckiger festsetzen Regen. Und es geht um den durchaus noch geplanten Besuch des Glencoe Visitor Centres.

Bei der dramatischen Geschichte, die sich hier angespielt hat, ist das Centre eigentlich ein Muss. Wir priorisieren also kurzerhand und treffen nebst kleinem Spaziergang um das Centre herum genau die richtige Entscheidung.

Das Visitor Centre ordnet Geographie, Geologie, Geschichte, gutes Ding. Ein Blick auf Flora und Fauna und zum Abschluss steht ein rekonstruiertes Torfhaus auf dem Hof.

Glen Coe ist ein Outdoor-Paradies und bei der Fahrt durch das Tal kann man – vor allem an einem sonnigen Tag, an dem das Grün an den unteren Hängen verheißungsvoll strahlt – vollkommen vergessen, welch tragischen Ereignisse sich 1692 in Glencoe zutrugen, als ein Clan den anderen verriet und insgesamt 78 Männer, Frauen und Kinder den Tod fanden. Was die Schotten bis heute an dieser Tat schockiert, ist der Vertrauensbruch und der Missbrauch des Gastrechts, das in Schottland bis heute als heilig gilt. Das Gastrecht ist ein elementarer Bestandteil der Clan-Kultur und wird auch dem ärgsten Feind gewährt.

Die beiden Clans, um die es in Glencoe geht, sind der Clan Campbell von Glenlyon und der Clan MacDonald von Glencoe. Nach der Niederlage in der Schlacht von Dunkeld plünderten die MacDonalds das Land ihrer Nachbarn und stahlen auch das Vieh der Campbells.

Für die Clans bedeutete der Verlust von Vieh eine schwere Niederlage und so ist es kein Wunder, dass es böses Blut zwischen den Familien gab. Diese Fehde machte sich König Wilhelm von Oranien zu nutze, der nach der Niederschlagung des 1. Jakobitenaufstandes 1690 eine Möglichkeit suchte, die Clans der Highlands zur Loyalität zu zwingen. Er bot ihnen eine Amnestie hinsichtlich ihrer Teilnahme am Jakobiten-Aufstand an, wenn sie bis zum 1. Januar 1692 einen Treueeid auf ihn ablegen würden.

Obwohl Wilhelm von Oranien dies bereits im August 1691 verkünden ließ, erhielten die Clans erst im Dezember, wenige Wochen vor dem Stichtag, die Erlaubnis des Prätendenten Jakob II., dem sie mit ihrem Aufstand auf den Thron hatten helfen wollen, den Eid auf Wilhelm zu leisten. Das war zu spät für die MacDonalds von Glencoe, die sich erst am letzten Tag aufmachten, um den Eid zu leisten.

Als Alastair MacDonald, 12. Chief von Glencoe, am 31. Dezember 1691 im nahe gelegenen Fort William eintraf, wo er den Eid zu leisten gedachte, wurde er nach Inveraray weiter verwiesen. Drei Tage brauchte er dorthin, doch auch ein Schutzbrief, der ihm bestätigte, dass er rechtzeitig in Fort William gewesen war, konnte das Schicksal, das ihn und seinen Clan erwartete, nicht mehr abwenden.

Am 12. Februar 1692 erhielt Robert Campbell of Glenlyon den Befehl, „die Rebellen zu überfallen, die MacDonalds of Glencoe, und alle Personen jünger als 70 Jahre hinzurichten.“ Der Brief, der vom König selbst unterschrieben wurde, enthält außerdem die Anweisung, „darauf zu achten, dass der alte Fuchs und seine Söhne auf keinen Fall entkommen können [und] alle Straßen und Wege zu sichern, dass kein Mann entkommen kann.“

Mit insgesamt 120 Mann war Campbell zuvor beim Clan der MacDonalds in Glencoe einquartiert worden, wo sie nach alter Highland-Tradition bewirtet wurden. Man geht heute davon aus, dass Campbell bis zum Abend des 12. Februar nicht wusste, welchen Auftrag er in der kommenden Nacht auszuführen hatte. Vor dem Schlafengehen spielte er noch Karten mit seinen Opfern und nahm eine Einladung zum Essen mit dem Clan-Oberhaupt an. Um 5 Uhr morgens am 13. Februar 1692 führte Campbell, dem angedroht worden war, dass er andernfalls als „als Feind des Königs und der Regierung betrachtet“ werden würde, den Befehl aus und tötete mit seinen Soldaten 38 Männer in ihren Häusern und bei der Flucht in die Hügel.

In den folgenden Tagen starben 40 Frauen und Kinder, die in den Hügeln Schutz gesucht hatten und dort unter eisiger Kälte und Hunger litten. Es war ein „Mord unter Missbrauch des Vertrauens“ und darauf steht in Schottland eine besonders hohe Strafe. Dennoch wurde niemals jemand für das Massaker von Glencoe zur Rechenschaft gezogen.

Kein Wunder also, dass in dem kleinen Hotel an der Straße nach Glencoe noch heute ein Schild steht: „No Lawyers. No Campbells.“ Quelle

Kleiner Spaziergang, dann fällt uns auf, dass ja noch gut Zeit wäre für den Glenfinnan Viaduct.

Wir fahren also zum Glenfinnan Viaduct. Der Jacobite ist durch, was den Vorteil hat, dass wir hier nahezu allein sind, keine Instagram Nervensägen lungern herum. Wir können uns Zeit nehmen und die verschiedenen Perspektiven genießen. Und nun zeigt sich, was es heißt, nicht im Zug zu sitzen – der Viaduct entfaltet seine ganze Pracht in ganzer Breite.

Der Glenfinnan-Viadukt ist ein Eisenbahnviadukt an der Strecke der West Highland Line in Glenfinnan, Schottland auf dem Abschnitt zwischen Fort William und Mallaig. Er wurde zwischen Juli 1897 und Oktober 1898 erbaut und ist eine der wichtigsten Anlagen der am 1. April 1901 eröffneten Bahnlinie. Der Viadukt kostete damals 18.904 Pfund Sterling.

Das 380 Meter lange Bauwerk besteht aus 21 Pfeilern, die bis zu 30 Meter hoch sind. Der Viadukt war zum Zeitpunkt der Fertigstellung eine technische Pionierleistung, denn es ist eine der ersten großen (Stampf-)Betonbrücken überhaupt. Deshalb erhielt der Erbauer Robert McAlpine später neben dem Ritterschlag auch den Spitznamen „Concrete Bob“ (engl. für „Beton-Bob“). Dieser Werkstoff wurde gewählt, weil sich das örtliche Schiefergestein nicht für den Brückenbau eignete.

Die Strecke war früher wichtig für die lokale Fischindustrie, welche sehr von dem Bau der Linie profitierte. Heute wird die Strecke im Personenverkehr fast ausschließlich von Dieseltriebwagen der Class 156 befahren; Güterverkehr findet nicht mehr statt. Bis zu fünf Zugpaare passieren heute täglich den Viadukt, der Touristensonderzug „The Jacobite“ eingerechnet. Dieser fährt im Sommer mit Dampflokomotiven, die dem Viadukt zu einer großen Bekanntheit verholfen haben. Aufgrund eines möglichen Funkenfluges bei den alten Zügen verkehren bei andauernder Trockenheit auch für den Jacobite nur Dieselloks, um die Gefahr von Waldbränden zu reduzieren.

Von 2024 bis 2025 wurde der Viadukt für umgerechnet 4,4 Millionen Euro saniert. Quelle

Heute steht unsere Staffa-Tour an. Von Fort William fahren wir nach Oban. Von dort eine Stunde mit der Fähre zur Isle of Mull und während wir gestern Wanderwetter hatten, starten wir heute Panoramawetter, mit strahlendem Sonnenschein.

In Craignure sammeln uns zwei 9er Busse ein und ab geht es nach Fionnphort. Hier wartet schon ein kleines Boot für circa 20 Leute, die ebenfalls neugierig sind auf Basaltfelsen, Puffins und was es da vielleicht noch alles geben mag.

Der erste Weg führt zu Staffa Island, wo uns ebenmäßige und bizarre Basaltformationen in ihren Bann ziehen. Einige dieser Säulen sind so gerade, dass es kaum möglich erscheint, dass hier nicht irgendwer mit der Wasserwaage eingegriffen hat. Wahnsinn und immer wieder erstaunlich, mit welchem Einfallsreichtum die Natur unterwegs ist. Sind ja nicht nur die Basaltfelsen hier vor Ort, sondern auch der ganze geologische Zusammenhang, in dem sie stehen.

Staffa ist die Entsprechung des mittlerweile komplett überlaufen enden Giant’s Causeway in Irland. Ca. 100 Kilometer liegen dazwischen, ein ganzes Meer sozusagen. Entstanden sind die Formationen vor 60 Millionen Jahren. Anfangs sind die Formationen von Staffa und Giant’s Causeway noch beieinander, quasi eins, später driften sie im Laufe der Zeit auseinander – Island führt das geologische Prinzip nahezu täglich vor – und die dazwischenliegenden Felsen werden vom Atlantik, der Irischen See, überspült. Natürlich, es fällt irgendwie schwer, sich vorzustellen, dass Irland und Großbritannien eine zueinander gehörende Landmasse waren und noch viel früher quasi zum europäischen Festland gehörten. Aber so ist es und Giant’s Causeway und Staffa sind Zeugen davon.

Einer Legende zufolge schuf ein irischer Riese namens Finn McCool einen Damm, um über die Irische See zu gelangen und seinem Rivalen, dem schottischen Riesen Benandonner, gegenüberzutreten. Nach dieser furchtbaren Begegnung riss Benandonner den Damm auf seiner Flucht zurück nach Schottland ein und hinterließ das, was Sie heute hier sehen. […]

Eine wenig bekannte Fabel erzählt jedoch eine alternative Version der Geschichte. […]

Finn hatte sich in ein schottisches Mädchen verliebt. Traurig darüber, dass er sie nicht erreichen konnte, wanderte er am Ufer entlang und ließ Steine ​​über das Meer hüpfen. Als er die Gischt sah, die sie erzeugten, kam Finn plötzlich eine Idee: Er würde einen Damm bauen, um seine Geliebte wiederzusehen. Finn arbeitete den ganzen Tag und kam gut voran. Er hatte den Damm fast bis zur Hälfte des Meeres verlängert. Müde ging er nach Hause, um sich auszuruhen, in der Zuversicht, die Arbeit am nächsten Tag zu vollenden. Doch seine Großmutter hatte andere Pläne.

Aus Angst, ihn für immer an Schottland zu verlieren, entfesselte sie mit ihrer Magie einen gewaltigen Sturm. Wellen und Wind peitschten gegen den halbfertigen Damm, und die Felsen wurden auseinandergerissen. Als Finn am nächsten Tag erwachte, war sein Werk verschwunden.

Unbeirrt begann er, einen neuen Damm zu bauen. Erneut erstreckten sich die Steine ​​ins Meer, doch noch in derselben Nacht wurde sein Werk zerstört. Finn versuchte es immer wieder: Je mehr Mühe er sich gab, desto heftiger wurden die Stürme. Erschöpft unternahm er einen letzten Versuch und baute die ganze Nacht hindurch weiter.

Um Finn herum brachen Stürme los, Donner und Blitz peitschten ihn, während wilde Wellen gegen jeden Felsen schlugen, den er anzuheben versuchte. Schließlich erreichte er das andere Ufer, doch die Prüfung war selbst für einen Riesen zu schwer. Erschöpft sank er zu Boden und starb in den Armen seiner Geliebten.

Hinter ihm versank der von ihm erbaute Damm ein letztes Mal in den Wellen. Ein gewaltiger Donnerschlag ertönte, und Finns Großmutter stieg auf einen Hügel, um nachzusehen, was geschehen war. Entsetzt über die Wirkung ihrer Magie, erstarrte sie zu Stein. Dort steht sie noch heute. Quelle

Das Boot setzt uns ab, die Skipper zeigen uns zwei Wege, einer nach links zur Fingal’s Cave, eine nach rechts zu den Puffins. Natürlich entscheiden wir uns für den Weg zu den Puffins. Aber die Enttäuschung lässt nicht lange auf sich warten, irgendwie sind keine Puffins zu sehen. Außer denen, die auf dem Meer rumschwimmen, aber die helfen uns jetzt nicht so richtig weiter, wir wollen die possierlichen Vögelchen aus der Nähe. Alles was nur annährend wie eine Steilküste aussieht, wird inspiziert. Aber es bleibt dabei.

Immerhin begegnet uns ein Austernfischerpäärchen, wie immer weithin zu hören. Keine Frage – das haben wir uns anders vorgestellt.

Nach einer guten Stunde wieder aufs Meer und während wir noch denken, in welche Richtung das Boot nun fahren wird, machen sich – zunächst noch in angemessener – Entfernung zwei Delfine bemerkbar. Okay, keine Puffins, aber dafür Delfine. Die haben offensichtlich sehr viel Spaß, das Boot ein Stück des Weges zu begleiten. Als wir Kurs auf die Treshnish Islands nehmen ziehen sie von dannen.

Sollen wir hier also unsere zweite Chance des Tages bekommen? Es scheint so. Zunächst beobachten wir, welche Flugbahnen die Vögel so nehmen, anschließend geht es auf auf die kleine Steilküste. Und hier sind sie. Wenige zwar, anhand der Höhlen hätte ich bei mehr Betrieb erwartet, aber entweder sind sie dieses Jahr früher dran oder sie tummeln sich noch mehrheitlich auf dem Meer. Andererseits – die wenigen Puffins, die hier sind, ziehen uns sofort in ihren Bann.

Die Steilküste etwas weiter hoch weitere Puffin, aber auch viel Landschaft und fast am Ende des Weges entdecke ich auch noch einen Kormoran mit seinen Jungen. Recht entspannt steht er da, lässt mich auf einen Meter heran, so als ob ihm daran gelegen ist, dass mein Bild von den Jungen auch entsprechend gelingt. Ich bin begeistert.

Ein paar Puffins später geht es den Weg retour, es gibt einige Eindrücke zu verarbeiten und dafür ist gerade der lange Weg auf Mull goldrichtig.

Wenn jetzt noch der Seeadler in einer angemessenen Entfernung unsere Wege gekreuzt hätte, wäre das für den heutigen Tag ohnehin bereits vollkommene Glück noch vollkommener gewesen. So indes begnügen wir uns mit einem recht unscharfen Foto dieses majestätisch dahingleitenden Riesenvogels.

2011 waren wir mal so einen halben Tag auf Isle of Skye, dieses Jahr wird es definitiv mehr werden. Zwei Nächte haben wir gebucht. Erster Zwischenstopp auf dem Wege ist das Eilean Donnan Castle, die Highlanderburg. Parkplatz voller Autos und Wohnmobile, nichts zieht uns rein, wir belassen es bei einem Foto.

So bleibt mehr Ruhe, Skye schon beim reinen Durchfahren und die Vorfreude zu genießen, die Vorfreude auf die Talisker Distillery. Mit einer Führung starten wir, unser Guide erklärt stringent ohne viel Schnickschnack, aber auch ohne durchs Programm zu hetzen. Aber er weiß natürlich auch, dass alle heiß sind auf das Tasting.

Den 10 jährigen gibts zum Einstieg, The Wild Blue als zweiten und zu guter Letzt einen 8jährigen Talisker aus der Diageo Special Release Serie 2020 mit Rum Cask Finish.

Unser Guide läuft gerade hier zur Höchstform auf, interessant, informativ, intensiv. An Talisker scheiden sich ja so bissel die Geister, die Destille allerdings überzeugt vollends. Inklusive des kleinen Cafees gegenüber. Hier noch einiges zum Thema Whisky.

Fehlt noch Talisker Bay: halbe Stunde mit dem Auto, dann noch eine kleine Wanderung. Links und rechts Schafe, vor uns die coole Bucht mit dem markanten Felsen auf der Linken. Die einsetzende Flut umspielt unsere Füße, die Sonne kribbelt angenehm, die Wellen kitzeln unsere Waden.

Eine Stunde und einen Einkauf später sind wir an unserer Unterkunft. Ohne Zweifel, das Corran House präsentiert sich bei booking o.ä. bestens, entscheidend sind dann die Zimmer. Und da fängt das Abenteuer an: unser Zimmer ist nun wirklich klein, sehr klein, unsere Betten sind als Doppelstockbetten eingebaut, die sind grundsolide, haben nur das Problem, dass sie dem Fenster in einer Weise entgegenstehen, dass wir dieses nur kippen können. Kein Problem normal, nur haben wir nun eben genau für das Skye-Wochenende Schottlanduntypische Temperaturen von um die 30 Grad. Wir kriegen also weder das Zimmer i-wie runtergekühlt noch können wir den Minikühlschrank i-wie sinnvoll bestücken. Drei Bier ODER drei Joghurt. Mehr geht nicht rein.

Andererseits haben wir noch das Bad und das ist letztlich sogar größer als unser Zimmer, hier im Waschbecken können wir also unsere Biere kühlen. Kühler als unser Zimmer ist das Bad kurioserweise auch noch.

Allerdings – das Haus schon okay, es ist liebevoll eingerichtet, es ist gepflegt, es ist halt nur anders. Vor allem können wir uns draußen hinsetzen und haben Platz und dazu frische und langsam auch kühler werdende Luft und wir können uns nun auch dem Talisker widmen, den Pröbchen, die wir mitnehmen durften von der Destille, weil ein ordentliches Tasting vor Ort ja nicht angebracht ist, wenn noch zu fahren ist. Und so macht das Tasting endlich auch richtig Sinn für uns, mit richtig Whisky und nicht nur dem Nippen an den Gläsern.

Dabei genießen wir einen ultrageilen Sonnenuntergang, die Sonne lässt sich dafür richtig Zeit, es kann kein besseres Gefühl geben als genau das jetzt hier. Vollkommenes Glück.

Strahlender Sonnenschein verwöhnt uns zum Frühstück, gestärkt und glücklich starten wir unsere Wanderung durch den Quiraing-Gebirgszug. Entlang bizarrer Felsen haben wir einen 7-km-Rundweg vor uns.

Beeindruckende Klippen, enge Durchgänge, steile Abhänge – Menge geboten hier und bei aller Schönheit ein Wanderweg, der es in sich hat. Eine Felsformation nennt sich Prison, aus anderer Perspektive könnte es auch eine Kathedrale sein, eine der markantesten Formationen ist The Needle. Die Perspektiven ändern sich mit jedem Schritt und sie öffnen den Blick weiter und weiter. Es ist eine atemberaubende Sicht auf die Staffin Bay und Torridon. Bizarr-überwältigend die Felsen – rauschhaft-überwältigend der Blick in die weite Landschaft mit Bergen, Seen und Küste.

Quiraing wurde u.a. genutzt, um das Vieh bei Wikinger-Überfällen zu verstecken, vlt. auch eine eigene geschützte Zuflucht zu finden. Zudem sollen sich hier Feen getroffen haben – wenn jemand in diesen Felsen eine Heimat hat, dann Feen, ganz klar. Wobei ich mir die Existenz von Drachen hier ebenfalls bestens vorstellen kann.

Bei der anschließenden Wanderung am nördlichsten Punkt von Skye haben wir Rubha Hunish und Loch Hunish im Blick. Eine feine Wanderung durch die schottische Heide mit einigen kleinen Vögeln: Wiesenpieper, Braunkehlchen Steinschmätzer, Grauschnäpper und so weiter. Das Meer und die Vögel sind ständige Begleiter auf dieser spannenden Wanderung, die uns an der Spitze noch einen Blick auf die äußeren Hebriden bescheren. Mal sehen, vielleicht nimmt man ja die Hebriden mal für sich in den Blick.

Anschließend, der Weg führt ohnehin daran vorbei, statten wir The Old Man of Storr einen kleinen Besuch ab, die Wanderung selbst fällt nicht allzu üppig aus, einerseits haben wir bereits ganz gut Kilometer erwandert, andererseits präsentiert sich der alte Mann im Gegenlicht, da suchen wir nicht mehr groß nach einer neuen Perspektive. Irgendwas ist halt immer:-)

Den 8jährigen Talisker aus der Diageo Special Release Serie 2020 mit Rum Cask Finish haben wir uns noch aufgehoben, damit lassen wir den Tag bei einem weiteren güldenen Sonnenuntergang ausklingen.

Und schon sind die Tage auf Skye gezählt, es geht nach Ullapool. Als einziges Ziel haben wir den wunderschönen Panorama Blick auf den wunderschön langgezogenen Loch Maree bei Kinlochewe. Vom Loch a‘ Chroisg kommend fährt man direkt auf dem Glen Docherty Viewpoint zu. Pittoresk schlängelt sich die Straße Richtung Loch Maree.

Wenig später schauen wir uns im Visitor Centre des Beinn Eighe National Park um, ehe wir entlang des Maree, über Gailoch und Poolewe die Küstentour gen Ullapool nehmen.

Bei Poolewe entdeckt Bine im Vorbeifahren eine Robbe, wir halten sofort an und drehen, in der Hoffnung, dass die Robbe uns den Gefallen tut, auf uns zu warten. Es wird eng, sind doch zwei Heiopeis am Strand unterwegs Richtung der Robben – mittlerweile sehen wir, dass noch eine Babyrobbe mit dabei ist – und wir haben die Befürchtung, dass sie versuchen, so nah ranzukommen, dass es den Robben zu doof wird. Machen sie natürlich, Robben trollen sich. Paar Aufnahmen gelingen zwar, aber bissel näher ran wäre schon cool. Immerhin trollen sich die beiden Heiopeis ebenfalls, zum Glück.

Wir bleiben geduldig und werden reich belohnt. Eine der Robben kommt wieder, sucht sich einen Stein und scheint fortan zu warten, also warten wir auch. Wenig später das ultrasüße Schauspiel, die Babyrobbe schwimmt zum Säugen heran, Mama und Baby haben sich wieder, wir können in aller Ruhe fotografieren und werden noch mit ein paar hinreißend-herzerwärmenden Blicken direkt in die Kamera beschenkt.

Wenig später checken wir ein im netten kleinen Island View Guest House in Ullapool. Nadine kümmert sich in den näxten Tagen bezaubernd, wir sind begeistert.

Zeit für Fish ‘n‘ Chips im The Seaforth. Außer der Lage erinnert i-wie nichts mehr an 2011, eins indes ist geblieben: die Fish ’n‘ Chips sind nach wie vor überragend. Beste Chips ever, auch 14 Jahre später.

Gestern im NP-Center haben wir schon gesehen, dass eine Wanderung im Beinn Eighe außergewöhnlich sein wird, wir hatten da schon so unsere Vermutung, Reiseführer und Rother Wanderführer legten es nahe. Unsere Vorauswahl wird also nochmal bestätigt, also los. Wir parken den Wagen am Fuße des Bergmassivs. Der erste Weg ist ohne Steigung und eher unspektakulär. Rechter Hand sehen wir aber schon den Beinn Eighe. Die Vorfreude steigt, die Spannung steigt.

Noch sind wir im Glen Torridon, aber das wird sich ändern, wir verlassen das Tal, haben nun entlang wunderschöner Bergzüge recht viel Hochmoor vor und neben uns, es ist wunderschön. Wunderschön anzusehen, wunderschön zu wandern.

Ein erster ernster Anstieg kommt, es geht hoch zum Coire Mhic Fhearchair. Plötzlich stehen wir hier in einem atemberaubend schönen Talschluss, dem schönsten der schottischen Highlands? Die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch.

Egal, wohin dieser Blick sich wendet, es ist einfach atemberaubend. Wunderschön hier oben. In die Ferne öffnet sich der Blick über das Hochmoor, rechts deuten sich die Ufer des Loch Maree an. Die Weite und die Stille sind einzigartig, einzigartig schön, einzigartig begeisternd.

Rechts neben uns ergießt sich ein kleiner Wasserfall ins Tal, Idylle pur. Hinter uns der Loch Coire Mhic Fhearchair, umschlossen von steil aufragenden Felswänden, Felswänden des Beinn Eighe. Vögelchen sind auf Nahrungssuche oder posieren für uns. Die Felswand im Hintergrund schließt das kleine Hochplateau gleichsam ab.

Der ideale Platz zum Verweilen. Und doch ziehen wir – nach ein paar Bildern von der Tierwelt – weiter entlang kleinerer Teiche, entlang des unscheinbaren, aber stetig vorhandenen Flusslaufes, entlang teils unbequemer Steigungen.

Bis zu dem Punkt, dem wir vorhin nur untergeordnete Bedeutung beigemessen haben. Unmittelbar nach dem letzten Teich – eben haben wir dort noch ein Fröschchen bewundert – wartet ein Geröllfeld auf uns. Ein Geröllfeld vom allerfeinsten. Ein Geröllfeld, dass es so dermaßen in sich hat.

Anfangs lässt es sich noch laufen, beschwerlich zwar und mit mäßiger Steigung, aber es geht. Bis wir an den Punkt kommen, der mit mäßiger Steigung und kontinuierlichen Kehren nichts mehr zu tun hat. Das Geröllfeld ist mühsam – kaum Halt, die Steigung hart. Auf den letzten Metern folgen Stellen aus brüchigem Quarzit. Komoot markiert den Bereich in tiefrot. Das ist schon sehr speziell. Hier ist Nix mehr mit Wandern, Bergwandern passt i-wie auch nicht mehr. Ohne Sicherungsseil, ohne zb in den Alpen mal zu findende in den Fels getriebene Metallstufen geht es nahezu senkrecht rauf. Stufen, Absätze, Grip in den verwitterten Felsen zu finden alles andere als leicht, sowas wie einen idealen Weg schon mal gar nicht. Alles übersäht von kleinen Kieselsteinen oder Steinstaub, immer mit der unausgesprochenen Einladung, auch gern mal abzurutschen mit Konsequenzen, über die wir uns auf dem Weg nach oben gerad keine Gedanken machen wollen.

Wir kämpfen uns den Abschnitt hinauf, oben auf dem Pass brauchen wir erst mal ne viertel Stunde, um Luft zu holen. Absolut krasser Anstieg. Der Panoramablick von hier oben entschädigt indes. Überragend. Unfassbar. Unwirklich. Dass wir vom Wetter zusätzlich reich beschenkt sind, kommt on Top.

Wir wägen ab: weiter und ggf. noch so ein Aufstieg oder den Weg, den wir kennen, zurück? Wir nehmen die etwas sicherer erscheinende Variante mit dem Weg zurück, der Abstieg hat es zwar nochmal in sich, aber so ist es gut.

Und nochmal dürfen wir uns an den Tieren dieser Gegend erfreuen.

In nördlicher Richtung sind wir einen Tag später unterwegs, zunächst entlang begeisternder Panoramen. Der Stac Pollaidh war als Wanderung in der engeren Auswahl, haben wir aber erstmal zurückgestellt. Wir wollen zum Ardvreck Castle und Calda House, zwei hinreißende Ruinen am Loch Assynt, die so pittoresk gelegen sind, dass ein Stopp quasi zwingend ist. Die Highlanderburg mag zwar öfter fotografiert sein, an Faszination stehen die beiden Ruinen ihr allerdings in nichts nach.

Die MacLeods von Assynt bauen das Castle um 1490 auf einer kleinen Halbinsel am Nordufer des Loch Assynt und nutzen es fortan als ihren Sitz. 1795 allerdings ein Blitzschlag, Teile des Castles stürzen ein, es verfällt.

Calda House hingegen wird erst 1726 errichtet, ist lange Zeit im Besitz des Earls of Sutherland, verfällt aber irgendwann genauso wie das gegenüberliegende Caslte.

Erst 2003 werden die Ruinen von Ardvreck Castle und Calda House durch den Historic Assynt Trust gesichert und renoviert.

Die Kombi aus bestem Wetter und pittoresken Ruinen verzaubert uns, glücklich geht’s weiter zum Old Man of Stoer. Bis nach Stoer haben wir normal ausgebaute schottische Straße, ab dann gilt zusätzlich Obacht bei entgegenkommenden Autos – die Single Track Road ist allerdings eine landschaftlich sehr schöne. Die Landschaft verändert sich, hat die Anmutung, als ob wir in den norwegischen Fjorden und Hochebenen unterwegs sind. Total schön, sehr abwechslungsreich.

Ein, zwei bezaubernde Strände lassen wir links liegen, wir wollen wandern. Wandern zum Old Man of Stoer. Am Stoer Head Lighthouse wandern wir los, Nebelschwaden ziehen vom Meer herauf, vom Land scheint die Sonne, es ist das perfekte Szenario.

Drei Kilometer die Steilküste links neben uns auf dem Hinweg, drei Kilometer rechts neben uns zurück, eine angenehme und abwechslungsreiche Strecke. Highlight ganz sicher Old Man of Stoer, ein Brandungspfeiler (Stack). Auch hier fliegen ein paar Vögelchen rum, langweilig wird’s definitiv nicht.

Abends drehen wir noch eine kleine Ullapool-Runde. Groß ist der Ort wahrlich nicht, aber einfach schön und ruhig gelegen. Anschließend nocheinmal Fish ‘n‘ Chips im The Seaforth und zum Abschluss haben wir uns einen Whisky verdient.

Ganz in den Norden ins Windhaven Campside nur acht min vom nördlichsten Punkt Schottlands entfernt führt uns der Weg. Zuvor haben wir aber noch das Dunrobin Castle auf dem Plan. Erreichen wir dann auch, der Weg dorthin indes ist mindestens im letzten Drittel arg abenteuerlich, die Wegführung des Navis schon sehr irritierend. Das sind dann i-wann einfach nur noch Wirtschaftswege – selbst für schottische Verhältnisse eher semi. Aber wir kommen an und erfreuen uns an dem pittoresken Schloss mit dem feinen englischen Garten.

Dunrobin Castle geht auf einen Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert zurück. Es ist der Stammsitz des Clans Sutherland. Von 1845 bis 1851 erhält das Schloss sein heutiges Aussehen mit 189 Zimmern und einem dezent an französische Vorbilder erinnernden Garten.

Ab jetzt ist der Weg deutlich angenehmer zu fahren. Gute zwei Stunden noch, dann checken wir ein bei Phils Windhaven Camp Site. Phil betreibt die einzige Seehundstation im Norden Schottlands und hat eigentlich immer zu tun. Weil er sich eben um alles kümmert. Natürlich zusammen mit seinen Volunteers, aber die sind für die kleinen Heuler da.

Natürlich weiß er, wo wir am besten essen und vor allem wann, bevor die ganzen Camper kommen und kein Platz mehr ist. Kurzerhand reserviert er uns zwei Plätze im Castletown Hotel Restaurant.

Unsere Unterkunft ist klein, das Zimmer klein, das Bad noch kleiner, das Wohnzimmer, das für alle vier Übernachtungsgäste (2×2) ist, britisch-plüschig. Aber der Charme der kleinen Bude ist überragend, der Charme von Phil ebenso und die Lage ist noch überragender.

Zum Abend hin fahren wir zum Dunnet Head Light House, dem nördlichsten Punkt der Hauptinsel. Wären gern gewandert, aber das ist definitiv kein Wanderweg.

Das Light House ist natürlich nicht unser Ziel, wir wollen links davon an den Steilküsten Puffins sehen und fotografieren. Gar nicht so einfach, so ganz leicht ranzukommen ist es nicht, aber ein paar Spots finden sich doch. Herzallerliebst und immer noch und immer wieder faszinierend. Andere Vögel außer den immer vorhandenen Möwen, die unablässig versuchen, den deutlich kleineren Puffins den gerad gefangenen Fisch abzujagen, lassen sich nicht ausmachen.

Ganz in der Nähe ist das Castle of Mey, dem die Queen auch schon ihre Aufwartung gemacht haben soll. Fotogen ist das Castle ohne Zweifel, knapp 20 € hingegen wollen wir jetzt nicht berappen, wir waren ja gerade im Dunrobin Castle und es fehlt uns die Phantasie, was jetzt so signifikant anders, neu, aufregend sein soll im Vergleich, dass sich 20 € lohnen. Die Geschichte indes hat es in sich:

Das Castle of Mey […] wurde im 16. Jahrhundert von George Sinclair, 4. Earl of Caithness, gebaut. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde es von den Earls of Caithness als Residenz genutzt, dann aber außerhalb der Familie vererbt und die Anlage verfiel teilweise. […]

1952 kaufte Königin Elizabeth („Queen Mum“), die Witwe des kurz zuvor verstorbenen Königs Georg VI., das Anwesen. Sie war in Schottland aufgewachsen und fühlte sich in der Abgeschiedenheit heimisch. Es war die einzige Immobilie, die ihr je selbst gehörte. Sie ließ das Castle of Mey grundlegend renovieren. Unter anderem versah sie es erstmals mit Strom- und Wasseranschluss. Es wurde von ihr von 1955 bis zu ihrem Tode (30. März 2002 in Windsor) als Urlaubsdomizil meist in den Monaten August und Oktober genutzt.

Entsprechend den testamentarischen Vorgaben wurde nach ihrem Tode im Jahre 2002 der Queen Elizabeth Castle of Mey Trust gegründet, der das Anwesen nun verwaltet. Es ist der Öffentlichkeit zugänglich, wenn es nicht von Mitgliedern der königlichen Familie benutzt wird. In der Zeit als Prince of Wales hielt sich hier Charles III. in der Regel Anfang August eine Woche lang auf. […]

1987 wurden die Außenanlagen in das Inventory of Gardens and Designed Landscapes in Scotland aufgenommen. Castle of Mey ist Denkmal der höchsten Kategorie A.

Und wir haben ja auch noch Programm. John o Groats zb. Einer der nördlichsten Punkte, DEN nördlichsten haben wir ja gestern gesehen. Von hier gehen auch Boote zu den Orkneys, das mag vielleicht mal passen, heuer aber nicht vorgesehen.

Und dann hatten wir hier noch die 8 Doors Distillery entdeckt, eine recht neue Destille, 2022 gegründet. Nun hatten wir bei Talisker unsere Führung, das muss nicht gleich noch mal sein, außer wir werden durch ein altes, whiskyfassgefülltes Lager geführt, was hier nicht der Fall ist. Aber das Tasting des leckeren 6jährigen, 10jährigen und 12jährigen darf es denn doch sein. Spannenderweise liegt der 6jährige, also der, den man in Deutschland nicht zu kaufen kriegt, ganz vorn, wir überlegen eine Weile, eine Flasche mitzunehmen, entscheiden uns aber am Ende doch dagegen, weil die Freude über den guten Whisky recht schnell aufgefressen würde von den Steuern.

Warum 8 Doors Distillery?

Unser Name ist inspiriert von der Legende um Jan De Groot – dem Mann, von dem John O’Groats seinen Namen hat. Insbesondere das Haus, das er auf dem Gelände baute, das jetzt von einem Hügel in der Nähe des John O’Groats House Hotels, nicht weit von unserer Brennerei entfernt, markiert ist.

Jan De Groot, der Holländer, von dem John O’Groats seinen Namen hat, kam während der Regierungszeit von Jakob IV. in die Gegend. Er fuhr die Fähre vom schottischen Festland nach Orkney für den Preis von einem Groat (ca. 2p). Er hatte sieben Söhne und die Legende besagt, dass sie sich darüber stritten, wer bei Familientreffen am Tisch sitzen sollte.

Um Familienkonflikte zu vermeiden, baute Jan ein achteckiges Haus, wobei jede der acht Seiten eine separate Tür und ein separates Fenster hatte, eines für jeden seiner Söhne und sich selbst. Jede Tür führte in die Mitte des Hauses, wo sich ein achtseitiger Tisch befand. Da niemand die Kopfzeile des Tisches besetzen konnte, stoppte dies die Argumente und gab uns einen großartigen Namen für unsere Brennerei! Quelle

Das eigentliche Ziel aber sind die Steilküsten um Duncansby Head. Knappe fünf Kilometer haben wir uns vorgenommen und möglichst viele Puffins wollen wir sehen. Es ist wie an den anderen Stellen der Tour, die Puffins sind nicht mehr so zahlreich. Allerdings sind hier wild kreischende Trottellummen, diverse Möwen , Eissturmtaucher. Und vor allem auch immer noch paar ihrer Jungen. Die Lautstärke pulsiert, das Vogelleben pulsiert, die Steilküste pulsiert.

Zwischendrin ein paar gechillte Schafe, ein paar Wiesenpieper. Die landschaftliche Faszination und Wucht entfaltet sich erst nach und nach – dann aber effektvoll, beeindruckend und nachhaltig. Die Duncansby Stacks sind Star der Ecke hier, das wird in der Wirkung auch für die Vögel hier schwer ranzukommen. Und die haben die Messlatte vorhin schon verdammt hoch gelegt. Ich bemühe mal wieder den Begriff des Gesamtkunstwerkes, den ich hier kein bisschen zu hoch gegriffen finde, es ist einfach unfassbar schön und der würdige Abschied von hier oben.

Was zum Weiterlesen: MyHighlans PlanetoutdoorVentureNorth

Eine hinreißende Wanderung.

Aber der Tag ist noch nicht zu Ende, Phil unterhält nicht nur die Seehundauffangstation. Neben den Zimmern für Gäste gibt’s Zimmer für die Volunteers. Und es gibt Wohnwagenstellplätze. Und jeden Freitag Pizza. Phil ist der perfekte Gastgeber, der die Leute zusammenbringt, der die Atmosphäre schafft und als noch die Fiddel zum Einsatz kommt, ist der Abend mehr als rund.

Apropos zusammenbringen: als wir von St. John’s Pool kommen, steht ein Braunschweiger neben uns und wir wundern uns wieder einmal, wie klein doch die Welt ist. Ein Bier und eine Pizza später haben wir Michael und Birgit kennengelernt, ein Vergnügen.

Ein letztes Mal bereitet uns Phil liebevoll sein leckeres Frühstück zu, danach haben wir ordentlich Kilometer vor uns. Das Wetter geht von bedeckt in Dauerregen über, die Wolken hängen tief, zum Fahren noch okay, große Stopps ersparen wir uns aber, weil es einfach keinen Sinn macht. Einen ersten größeren Halt haben wir ungefähr auf Hälfte der Strecke vorgesehen an der Old Pack Horse Bridge in Carrbridge.

Wir ziehen es durch, auch wenn es ziemlich fetter Regen ist, aber sie ist spannend. Paar Jugendliche baden in dem Wasser, springen von Felsvorsprüngen und haben offensichtlich auch im dichten Regen hier in ihren Spaß. Wir hingegen dehnen das Ganze nicht allzu lang aus, denn in klammfeuchten Klamotten weiterfahren ist jetzt nicht so unsere Vorstellung.

Näxter Halt St. Andrews. Eigentlich interessiert uns lediglich die Kathedrale, blöd nur, dass wir zwar die Öffnungszeiten, nicht aber den letzten Einlass eine Dreiviertelstunde zuvor auf dem Schirm hatten. Also direkt weiter nach Glenrothes, wo unser Hotel steht. Immer noch begleitet vom dichten Regen, so dass wir nach dem Check in lediglich das Restaurant und später die Bar auf zwei Abschlusswhisky ansteuern. Die Hochzeitsgesellschaft hat sich da bereits in die Feierräumlichkeiten zurückgezogen.

Tipp der Rezeption für den Morgen: gegen 9:00 könnte es im Frühstücksraum hektisch werden – die Hochzeitsgesellschaft, sie wissen schon. Also 8:30 runter. Es sitzt genau eine Frau da. Sie ist in ihr Buch vertieft. Absolute Stille. Kein Personal, nix. Wir bedienen uns am Buffett, nun erscheint doch jemand, wir bestellen Ei, er notiert das Zimmer für die Rechnung. Fünf Min später erscheinen die Hochzeitsjungfern – im seidenen, cremefarbenen Schlafi. Andere Länder und so. Scheint den Jungen i-wie aus dem Tritt zu bringen, unser Frühstück jedenfalls hat er fortan wieder vergessen. Sehr gut, 40 £ gespart.

St. Andrew zweiter Versuch: ohne den Dauerregen sieht die Landschaft anders aus, wir fahren den Weg von gestern Abend retour, fragen uns aber nicht nur einmal, ob wir das schon mal gesehen haben. St. Andrews hat die Kathedrale, die im Rahmen der schottischen Reformation aufgegeben wurde. Feines altes Gemäuer, beachtliche Ausmaße. Der Turm, also was davon noch übrig ist, ist weithin sichtbar, Glockenturm markant, aber nicht zugänglich, die Lage überragend.

Ein paar Knochen. Das reichte schon, um einen Platz an der schottischen Ostküste zu einer Pilgerstätte werden zu lassen. Diese Knochen brachte im 8. Jahrhundert ein Geistlicher mit sich. Über die nächsten Jahrhunderte verwandelten diese Knochen eine kleine Kirche in eine der größten Kathedralen Schottlands – die St Andrews Cathedral.

Natürlich waren das nicht irgendwelche Knochen, die der Geistliche da mit sich brachte. Es waren Reliquien von Fingern und einem Arm, die einst dem Heiligen Andreas gehörten – St Andrews eben, dem Nationalheiligen Schottlands, dessen Kreuz auch heute die Flagge des Landes ziert. Quelle

Golf spielt ne ganz große Rolle hier, der Old Course gilt als der älteste noch existierende Golfplatz der Welt, die älteste schriftliche Lizenz ist von 1552, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass hier schon deutlich früher Golf gespielt wurde. Wahrscheinlich ab mindestens 1413 mit Gründung der ersten Universität Schottlands, der Universität St. Andrews.

Heute ist der Old Course Teil der St Andrews Links. Aufgrund seiner immensen historischen Bedeutung ist er mit über 40000 Runden pro Jahr fast immer ausgebucht, obwohl die Greenfee mit 61–180 Pfund relativ hoch ist. Startzeiten müssen schriftlich für das darauffolgende Jahr beantragt oder im Rahmen eines ganzen Urlaubs über einen exklusiven Reiseveranstalter gebucht werden. Man kann aber auch an einer täglichen Lotterie teilnehmen oder sich sehr früh morgens am Starterhäuschen anstellen, um für einen ausfallenden Spieler einzuspringen. Diese Verfahrensweisen sind weltweit einzigartig und der Tatsache geschuldet, dass die Golfplätze in St Andrews öffentlich sind und man somit so vielen Golfern wie möglich eine Chance einräumen möchte.

Der Old Course ist einer der wenigen Golfplätze weltweit, die noch ein echtes Caddieprogrammunterhalten. Es gehört fast schon zum guten Ton, die 55 Pfund plus Trinkgeld zu investieren. In Anbetracht der vielen Schwierigkeiten des Platzes (versteckte Topfbunker, unberechenbarer Wind, extrem harte Fairways, trickreiche Grüns) dürfte sich der Rat eines Ortskundigen in den meisten Fällen auszahlen. Quelle

John Niven legt in seinem hinreißenden Buch „Coma“ das Finale auf den Old Course in St. Andrews. Das passt zwar zur Tour, sollte aber nicht der einzige Grund sein, „Coma“ zu lesen, es ist einfach ein überragendes Buch mit überragendem schottischen Humor – klare Empfehlung.

Wir laufen noch ein bissel durch die Stadt, vorbei an der Blackfriars Chapel, die nur gute 100 Jahre Bestand hatte, ehe auch sie von der schottischen Reformation hinweggefegt wurde. Ein nettes Städtchen, ein zwei Nächte wären auch hier okay gewesen. Nur wäre der Weg nach Edinburgh dann etwas weiter.

Ein zwei Nächte, meinetwegen auch eine Woche, aber ein ganzes Studium wie Kate und Prinz Phillip? Das muss man wollen. Auch wenn die altehrwürdige Uni, drittälteste im englischsprachigen Raum, in Rankings regelmäßig gleichauf mit Oxford und Cambridge ist.

Wir fahren weiter nach Anstruther, hier geht unser Boot zur Isle of may. Der Nebel hat sich nicht verzogen. Und so wird die Zodiac-Tour doppeltaufregend. Einerseits pflügen wir auf Meeresspiegelhöhe durch das Wasser, den einen oder anderen harten Aufschlag auf den Wellen inklusive, andererseits ist der Nebel dicht und die Atmosphäre schon ein bissel spooky. Außer ein paar aufgescheuchten Vögeln ist nichts weiter zu sehen, wir sind komplett vom Nebel umschlossen. Die Insel sehen wir erst, als wir unmittelbar vor den Felsen stehen. Die ganze Zeit muss ich an Rachmaninows Toteninsel denken. Die Dramatik ist bemerkenswert.

Unser Guide erzählt uns einige spannende Geschichten zur Insel, spannenderweise war es nicht immer die Vogelinsel, die es heute ist, zwei Leuchttürme und Ruinen eines ehemligen Klosters zeugen davon.

Für uns indes zählen heute lediglich die Vögel und die Hoffnung auf Puffins. Die streng geschützt angelegten Wege führen entlang unzähliger Puffinhöhlen. Leider scheinen die in dieser Saison einfach nicht mehr bewohnt, keine Puffins hier, auch keine Pufflinge. Es war ja schon auf Staffa deutlich, später dann am Dunnet Head, es scheint in diesem Jahr so zu sein, dass die Puffins früher dran sind. Später bestätigt sich das durch Berichte von Skomer oder Borgarfjordur Eystri, aber das nur am Rande.

Die Bedingungen heuer sind also nicht ganz so toll – wenige Puffins und Nebel. Schwierig sind indes letztlich nur die Bedinungeungen für Fotos. Alles andere ist schwer faszinierend. Es fängt an bei den Puffins – noch vor der Insel scheuchen wir sie mit unserem Boot auf – wie sie starten, ist aus dieser Nähe faszinierend wahrzunehmen. Immer wieder ziehen kleinere Schwärme von Basstölpeln durch und kurz vor der Anlandung sehen wir auch endlich die Tordalks, auch die sind bis jetzt während der ganzen Tour nicht zu sehen und mindestens auf Staffa wären die durchaus zu erwarten gewesen.

An Land kurze Info, dann geht’s auf in das Abenteuer. Die wenigen Puffins, die noch hier sind, sind immer wieder auf Fischfang, recht viel Verkehr hier, oft genug flattern sie gerade mal einen Meter über unsere Köpfe hinweg. Manchmal ist sogar einer kleiner Luftzug zu spüren. Natürlich versuchen wir ein ums andre mal ein erfolgreiches Flugfoto, am besten auch noch mit Sandaalen im Schnabel, aber es ist alles andere als leicht. Obwohl wir uns genau in der Ein- und Ausflugschneise positionieren. Aber wie oben geschrieben – der Nebel bereitet der Fotographie so seine Probleme: Fliegen die Puffins mit ihren 80 km/h eh schon recht schnell für ein gutes Foto, ist es bei dem diffusen Lucht noch schwieriger, weil der Focus schlecht gelingen will. Ein paar Aufnahmen gelingen allerdings und so sind wir auch aus dieser Richtung nicht unglücklich über den Trip zur Insel of May.

Ein paar Gruppenfotos noch, ein paar junge Möwen, glücklich geht’s zurück mit dem Zodiac, die Zeit vergeht wie im Fluge. Anschließend gönnen wir uns noch beste Fish ’n‘ Chips in Ansthruter, den Geschmacks-Contest verlieren sie zwar ganz knapp gegen Ullapool, aber äußerst lecker sind sie trotzdem.

Am vorletzten Tag geht es mit der Bahn nach Edinburgh. Auch mal ganz angenehm, nicht zu fahren, aber ohnehin wäre es ja ein Problem geworden, das Auto i-wo in der Stadt abzustellen und gekostet hätte es auch. Lieber mit der Bahn von Glenrothes über die immer wieder gewaltige, immer wieder beeindruckende, immer wieder schön anzuschauende Forth Bridge. Die anderen beiden Brücken sind sogar noch besser zu sehen, wir hatten das ja schon beim Glenfinnan Viaduct: im Zug ist zwar das Gefühl mega, aber so in der ganzen Pracht und Schönheit sieht man das Dingen ja erst außerhalb. Paar schöne Perspektiven beschert uns die Bahnfahrt, morgen wird sicher noch der Blick von der Nachbarbrücke dazukommen, wenn es mit dem Auto zum Flughafen geht.

Zurück zu Edinburgh. Mitten in der Stadt, Edinburgh Waverley, kommen wir an. Wahnsinnig voll ist es, es zieht uns direkt in die Princess Street Gardens, da ist es etwas weniger hektisch, etwas weniger voll. Und von hier bester Blick zum Castle. Rechts weg das Robert Burns Memorial. Der Säulenheilige mit dem Burns Supper, der urschottischen Geburtstagstradition am 25.01.

Wenig später die alte Neustadt mit den markanten georgianischen Gebäuden. Es wird Zeit fürs Castle, gehört ja bei Edinburgh dazu, auch wenn der Weg über die Castlehill brechend voll ist, was schon einigermaßen nervt. Rein kommen und wollen wir nicht. Eher zum Haymarket, nach dem ganzen Touriaufkommem haben wir uns ein Merlin IPA im Beehive verdient. Nebendran ist die Victoria Street, welche Inspiration für Harry Potter gewesen sein soll. Na denn.

Anschließend über die Canonbgate zum Palace of Holyrood, 25 £ Eintritt sehen wir aber als zu viel an, lieber Scones im Parlament mit der außergewöhnlichen Architektur. Die Canongate ist zum Glück weniger voll. Wenig später steuern wir einen Pub an für ein letztes Mal Haggis auf der Tour. Stilecht gibt es Whisky dazu, wir entscheiden uns zum Abschluss der Tour für Dalmore und MacCallan.

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