WIEN – Mai : 2024

2024 fällt der 1. Mai auf einen Mittwoch, bestens also geeignet, um zumindest den zweiten Teil der Woche in Wien zu verbringen, der Night Jet der ÖBB ist dabei eine große Hilfe. Mit dem Legendenspiel am 30.04. geht es schon mal bestens los.

Legendenspiel? Was das? Und warum? Ist in der Tat nicht einfach zu erklären. Selbst wenn man Eintracht-Fan ist, muss man schon bissel in der Geschichte kramen, um die Bedeutung dieses Legendenspieles richtig einordnen zu können.

Es sei einfach kurz festgehalten: nach dem Abstieg 2018 in die dritte Liga war die Fassungs-, Rat-, Sprach- und Handlungsfähigkeit in meinem lieben BTSV offensichtlich so hoch, dass klare Handlungen über Wochen erstmal nicht so klar waren. Spieler hingen in der Luft, der ganze Verein irrlichterte durch die Wochen, man hatte das Gefühl, dass der Geschäftsführer Soren Oliver Voigt sehr froh wäre, wenn alles, was mit Torsten Lieberknecht verbunden ist, möglichst schnell Geschichte wäre. So handelte er dann auch. Problem: irgendwer hatte ihm in der Zwischenzeit suggeriert, dass er ein guter Fußballmanager sein könne. Und unser damaliger Präsident, ein Top-Manager, den ich nach wie vor sehr schätze, dachte i-wie auch zu wissen, wie Fußball geht.

Bitter: beide sind eben keine Fußballmanager und damit beginnt ein Problem. Ein Problem, welches uns bis heute begleitet, sagen die einen. Ein Problem, welches mit der Demission von Torsten Lieberknecht angefangen worden ist zu beseitigen, sagen die anderen. Es liegt wie immer wohl irgendwo dazwischen. Und dass bis heute die Umstände teils heiß diskutiert werden zeigt mMn einerseits, dass die Wahrheit eben doch keiner hat und andererseits, wie emotional dieser Verein ist.

Und damit sind wir bei dem Punkt, der diesen Abend betrifft. 14.067 Zuschauer kommen zu einem im Grunde bedeutungslosen Kick. Es geht nicht um Punkte, es geht nicht ums Weiterkommen im Pokal, es geht einzig darum, acht legendären Kickern, die 2018 nicht den Abschied bekommen haben, den sie verdient haben, nun, wenn auch verspätet, zu geben. Und eigentlich ja darüber hinaus, denn es wird ein Stelldichein der Legenden. Zu dem sich 14.067 Zuschauer, ich wiederhole mich, einfinden. Hammer.

Deutlicher lässt sich die Verbundenheit, die Emotionalität, die Loyalität zur Eintracht nicht zeigen. Keiner ist vergessen, auch zehn Jahre später nicht. Und auch das spricht letztlich für Eintracht, der nie unumstrittene Niko Kijewski bekommt in diesem Rahmen seinen Abschied. Ich bin die ganze Zeit emotional angefasst, bei Pfitzes Auswechslung und Torstens Gastspiel im Team Blau mehr als den Tränen nahe. Bei Damirs Toren sowieso. Hier ein wirklich lesenswertes Interview zu Hintergründen, Entstehung usw.

Es hätte den ganzen Abend so weiter gehen können. Doch die Bahn ruft und wartet nicht und wenn die Aussicht auf pünktliche Züge nicht getrübt werden soll, dann sollte ich das nicht aufs Spiel setzen. Also bin ich rechtzeitig am Bahnhof, ich erreiche die Züge und komme mit dem superkomfortablen Night Jet morgens in Wien an.

Bei dem Night Jet, der mich von Göttingen nach Wien bringt, darf ich mich an der neuesten Version erfreuen. Liegewagen in der alten klassischen Form ist hier nicht mehr. Hier hat jeder sein eigenes Abteil, abschließbar, Schließfach dazu, fertig. So einfach wie genial. Separiert von anderen Mitreisenden träume ich mich Wien entgegen.

Ich kann sogar früher im Hotel einchecken, das is schon sehr cool, trotz aller Bequemlichkeit im NJ finde ich es jetz ganz gut, eine Dusche und einen Kaffee nehmen und meine Klammotten auf dem Zimmer lassen zu können.

Und dann geht sie los die Tour durch Wien. Vieles orientiert sich am Ring, vieles orientiert sich am Stephansdom, ich kombiniere beides und habe so die innerstädtischen Highlights beisammen. Kreuz und quer, vier Stunden lang:

Post, Stadtpark, Staatsoper, Hofburg, Mozart, Museen, Parlament, Rathaus, Burgtheater, Stephansdom. Kommt einiges zusammen hier. Mondän, aufregend, spannend.

Im Café Hawelka nehme ich einen Fiaker und eine Sachertorte, beides lecker. Faszinierend zudem, wie sehr die Zeit stehen geblieben ist im Hawelka.

Wenig verwunderlich kreuzt sich mein Weg an der Oper mehrfach. Zunächst ist sie ein Teil, wenn nicht gar DER Teil des Ringes und damit der Ringtour. Später komme ich wieder, ich will die Oper sehen bei einer Führung. Mahler, Karajan, Beethoven – die ganz großen haben sich hier eingeschrieben, haben ihre Spuren hinterlassen. Es wäre jetzt zu viel des Guten, wenn – ausgerechnet ein paar Tage vor dem 200sten Geburtstag von Beethovens 9.er – die Uraufführung hier gewesen wäre. Nein, die Uraufführung war im Theater am Kärntnertor am 7. Mai 1824. Hier einiges zur legendären 9. Sinfonie. Die längste Zeit seines Schaffens fällt auf Wien, hier ist er auch 1827 gestorben (* 1770 in Bonn)

Dem Wiener oder der Wienerin noch bedeutsamer aber sind Josef und Sissi mit ihrer Loge und Teelounge. All das. Die am 01.09.1944 von Goebbels verfügte Schließung im Zuge des sog. totalen Kriegseinsatzes der Kulturschaffenden. Die Zerstörung am 12.03.1945 durch Bomben, die Wiedereröffnung am 05.11.1955, der Wiener Klassizismus, Wiener Opernball. Dirigenten und Direktoren wie Gustav Mahler, Karl Böhm, Herbert von Karajan. Eröffnung am 25.05.1869 mit Don Giovanni, natürlich im Beisein von Franz Joseph und Elisabeth, Neueröffnung am 05.11.1955 mit dem Fidelio. Mahler führt ein, dass der Dirigent nunmehr dem Orchester zugewandt ist und nicht mehr dem Publikum, ein Affront zunächst, aber der Qualität der Aufführungen sofort zuträglich, Karajan führt ein, Opern fortan nur noch in der Originalsprache aufzuführen. Jahresringe einer Eiche gleich.

Als Franz Josef die Umgestaltung des Ringes zu diesem zentral-monumental-pittoresken Ring anstieß, war für ihn die Oper ein entscheidender Punkt. Repräsentation, Noblesse, stolzes Selbstbewußtsein, all das wollte er hier vereint wissen und sehen. Von innen und von außen.

Die Errichtung der Wiener Ringstraße war eine städteplanerische Meisterleistung. Die Bauarbeiten dauerten mehr als ein halbes Jahrhundert. Heute ist die Ringstraße der schönste Boulevard der Welt.

Im Dezember 1857 erschienen in der Wiener Zeitung die geschichtsträchtigen Worte Kaiser Franz Josephs: „Es ist mein Wille …“. Die Wiener Vororte sollten mit dem imperialen Machtzentrum verbunden werden. In einer Bauzeit von mehr als 50 Jahren entstand die 5,3 Kilometer lange Ringstraße, die bis heute ihresgleichen in der Welt sucht.

Schon am 1. Mai 1865 folgte vor dem Burgtor die offizielle Eröffnung durch Kaiser Franz Joseph. […]

[Neben anderen] Bauten [entstanden Bauten] kaiserlicher Repräsentation: Neue Burg, Kunsthistorisches Museum, Naturhistorisches Museum, Staatsoper oder Burgtheater etwa. Parallel dazu wurden Bauten errichtet, die dem neuen demokratischen Selbstverständnis der Bevölkerung entsprachen: Parlament, Rathaus, Universität. 27 Cafés beherbergte die Ringstraße in ihrer Hochblüte. Und die prachtvollen Parkanlagen dazwischen dienen heute noch der Erholung. Auch die Musik florierte: Von den Walzer- und Operettenklängen der Strauss-Dynastie und Franz Léhars über Gustav Mahler, der als Direktor die Hofoper revolutionierte, bis hin zur Moderne Arnold Schönbergs vollzog die Wiener Musik im ausklingenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert einen großen Wandel. – Wien war schon zur Ringstraßenzeit die Welthauptstadt der Musik.

Für das heutige Aussehen der Ringstraße waren die besten Architekten verantwortlich, allen voran Theophil von Hansen, Heinrich von Ferstel, Gottfried Semper und Carl von Hasenauer. Ihre Bauten wurden im Stil des Historismus errichtet. Dabei griffen die Architekten auf ältere Stilrichtungen zurück: Renaissance, Barock und Gotik erlebten ihre Wiedergeburt.

So prächtig die Ringstraße auch war und ist: Sie wurde unter größten Anstrengungen errichtet. Die Ziegelproduktion für die Prachtbauten war Schwerstarbeit. Hauptsächlich böhmische und mährische Einwanderer, die so genannten „Ziegelbehm“, produzierten den Baustoff unter fast sklavenartigen Bedingungen in den Ziegelfabriken der Stadt.

Fertig gestellt, erfüllte die Ringstraße unterschiedliche Zwecke – und tut dies bis heute: Sie ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Wiens, Flaniermeile, ein Ort der Begegnung, Einkaufsstraße und Zeugin historischer Ereignisse. Noch heute finden zahlreiche Kundgebungen und Veranstaltungen auf Wiens berühmtester Straße statt – von der Regenbogenparade bis zum Vienna City Marathon. Quelle

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Und dann komme ich Abends noch einmal her, habe Karten für die Kameliendame. Klassisches Ballett, Klänge von Chopin, es holt mich nicht ab. Schade, muss ich wohl nochmal her für eine Oper.

Es ist ja nicht so, dass ich Tanztheater nicht mag, ich hab meinen Frieden damit gemacht, aber es gibt eben auch Abende, wo es mich genau nicht abholt, insbesondere, wenn es eher in Richtung klassisches Ballett geht und weniger modernes athletisches Tanztheater.

Exkurs: nicht ganz zur Ringtour gehört die Wiener Secession, am 3. April 1897 von Künstlern um Gustav Klimt gegründet. Eine Abspaltung vom Wiener Künstlerhaus, dessen traditionellen, konservativen, am Historismus orientierten Kunstbegriff sie ablehnten. Am 17. November 1897 bekommt der Verein ein Grundstück zur Errichtung eines Kunst-Ausstellungsgebäudes, welches 1898 eröffnet wird. Links neben der Eingangstür findet sich der Wahlspruch Ver Sacrum („Heiliger Frühling“), der die Hoffnung auf eine neue Kunstblüte ausdrücken soll und sich auf die 1897 gegründete Kunstzeitschrift Ver Sacrum bezieht. Die hielt es allerdings lediglich fünf Jahre durch, das Gebäude indes steht noch und weiß als Ausstellungsgebäude zu begeistern.

Tags drauf starte ich eine Tour durchs sogenannte Rote Wien: Sozialdemokratie, sozialer Wohnungsbau, sozialistische Utopien, all das.

Das Rote Wien war ein einzigartiges Experiment. Zwischen 1919 und 1934 brachte die sozialdemokratische Stadtregierung Wiens eine modellhafte proletarische Kultur hervor, die in ganz Europa nicht ihresgleichen hatte. In diesen 15 Jahren wurde von der sozialdemokratischen Gemeinde Wien auf der Basis der austromarxistischen Theorie eine politische Utopie in einem kapitalistischen Staat verwirklicht: Nicht auf eine gesellschaftliche Umwälzung durch eine Revolution in einer fernen Zukunft wurde hingearbeitet, sondern auf Veränderung hier und jetzt, auf eine Vorahnung der sozialdemokratischen Gesellschaft der Zukunft – das war es, was das Rote Wien von anderen sozialdemokratischen Kommunen in Europa unterschied. […]

Die Wohnungssituation war für die arme Wiener Bevölkerung bereits seit dem 19. Jahrhundert unerträglich. In der Gründerzeit wurden Mietshäuser als Spekulationsobjekte gebaut, möglichst viele Wohnungen pro Grundstück garantierten optimalen Gewinn. Das geschah auf Kosten der Mieter, denn bei den hohen Mieten mussten viele von ihnen Untermieter und Bettgeher aufnehmen. Die Mieter waren der Willkür der Hausherren ausgesetzt, die jederzeit Verträge kündigen und Mieten erhöhen konnten. 1917 waren fast drei Viertel aller Wiener Wohnungen überbelegte Ein- bis Zweiraumwohnungen in Zinskasernen, in denen unter teils entsetzlichen gesundheitlichen Verhältnissen – die Tuberkulose hieß damals „Wiener Krankheit“ – gehaust wurde. 1916/17 kam noch ein Hungerwinter dazu, und die Arbeiterschaft begann sich zu radikalisieren. Die konservative Regierung der zusammenbrechenden Donaumonarchie war aus Angst vor sozialen Unruhen gezwungen, Konzessionen zu machen, und verabschiedeten eine Mieterschutzverordnung, die das Kündigungsrecht der Hausherren einschränkte und einen Mietzinsstop verfügte. Die Wohungssituation verbesserte besserte sich allerdings zunächst nicht. […]

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Anlaufen des vorbildlichen Wohnungsbauprogramms des Roten Wien war die Trennung Wiens von Niederösterreich Anfang 1922, denn nun konnte Wien eigene Steuergesetze beschließen. Die so erzielten Steuereinkünfte waren die finanzielle Basis für die Durchführung des epochalen kommunalen Reformprogramms des Roten Wien unabhängig von der konservativen Bundesregierung.

Quelle: Inge Podbrecky: Rotes Wien: Fünf Routen zu gebauten Experimenten, von Karl-Marx-Hof bis Werkbundsiedlung (City-Walks). 1. Auflage 2013.

Immobilieneigentum wird besteuert, was die Ausbeutung von Wohnraum unrentabel macht und den privaten Immobilienmarkt binnen kurzer Zeit zerschlägt, die Grundstückspreise sinken zudem. Die Gemeinde Wien versetzt sich so in die Lage, eine Vielzahl von Grundstücken ankaufen zu können.

Der Grundbesitz der Gemeinde wächst von 5.487 ha. auf 57.670 ha. Anfang 1924 verfügt die Stadt über 2,6 Millionen Quadratmeter Bauland. Die Gemeinde Wien wird selbst zum Monopolunternehmen auf dem Bausektor. Zum Weiterlesen.

Route 1 ist der Karl-Marx-Hof

Der repräsentativste und bekannteste kommunale Wohnbau der Stadt dürfte der Karl-Marx-Hof sein, in den Jahren 1926 bis 1930 nach Plänen von Karl Ehn als monumentaler Superblock errichtet. Die offizielle Eröffnung der Anlage ist am 12. Oktober 1930, 1930 gibt es 1.382 Wohnungen für ca. 5.000 Menschen.

Die ersten, uneingeschränkt freien Wahlen zum Wiener Gemeinderat im Mai 1919 brachten der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei die absolute Mehrheit an Stimmen und Mandaten. „Eines Tages werden diese Steine für uns sprechen“, prophezeite Bürgermeister Karl Seitz bei der Eröffnung des Karl-Marx-Hofes am 12. Oktober 1930 in Heiligenstadt – benannt nach dem Theoretiker des Kommunismus. Der „Superblock“ mit 1,2 Kilometer Länge, mit seinen wuchtigen Erkern und Türmen, dessen Wohnungen trotzdem luftig und lebenswert blieben, erzählt die Geschichte des Roten Wien. Quelle

Spannend der Blick auf viele viele Details beim Karl-Marx-Hof. komoot-Mitschnitt

Route 2 geht nach Favoriten

Während der Ersten Republik entstehen in Favoriten 43 Volkswohnhäuser mit über 9.500 Wohnungen. Bis 1928 werden in Favoriten auch neun neue Kindergärten erreichtet, ein kleines Stadion entsteht. komoot-Mitschnitt

Abends finde ich – neben anderen interessanten Gasthäusern – das Gasthaus Ubl, eine Perle von einem Beisl. Gastraum und Theke sind in ihrer Schlichtheit ein Traum. Einen Tag später das Stemann ist auch ganz nett.

Das Beisl ist ein typisches Wiener Esslokal. Bodenständig, gemütlich und gutbürgerlich behauptet es sich in einer boomenden Restaurantszene. Und bietet unverfälschte Wiener Küche.

Der Begriff Beisl stammt wahrscheinlich aus dem Jiddischen – und zwar von „bajiss“ (Haus). Das klassische Wiener Beisl hat eine geräumige Schank, wo Wein gekühlt und Bier gezapft wird, eine dunkel gestrichene Holzvertäfelung, einfache Tische und Sessel und ein gemischtes Publikum. In der Küche herrscht Tradition: Fritatten- und Grießnockerlsuppe, Schnitzel und Innereien, Gulasch und köstliche Mehlspeisen wie Palatschinken und Kaiserschmarren bestimmen die Speisekarte. Quelle

Der Freitag fängt regnerisch an. Also auf den Stephansdom, den hatte ich dafür vorgesehen, wenn wirklich gar nix mehr geht. Zumal der Blick bei Regen jetzt eher semi ist. Wenigstens ist der Blick auf das Dach ganz okay. Danach ins Globenmuseum. Klingt wie ein Verlegenheitsprogramm, ist es nicht wirklich. Ich hatte das schon aktiv auf dem Schirm, einen Museumsgang hätte ich mir nur gern für später aufgespart. Aber wenn es der Regen so will…

Es wirbt damit, das einzigartigste der Welt zu sein und ganz ehrlich, dafür ist es relativ klein. So von der Fläche her. Was aber an Globen ausgestellt ist, ist der Hammer.

Die Vermessung der Welt ist immer wieder ein Thema, die Beschreibung der Welt und mit genau diesem Wunsch – und später der Erkenntnis, dass die Erde denn doch rund ist und sich ein ganzes Universum um die Sonne bewegt – entstehen Karten usw. Und irgendwann eben auch Globen. Groß und repräsentativ zunächst. Später kleiner und auch mit mehr Serienreife. Dazwischen immer wieder Spezialgloben: mal mit den Sternenbildern, mal die Mondoberfläche, mal Verkehrsströme. Immer faszinierend.

Irgendwann lässt der Regen nach, ich kann noch eine Tour durchs Rote Wien drehen. Heuer ist es die Ecke Margarethenhof und der „Ring des Proletariats“ mit verschiedenen kommunalen Wohnhausanlagen: Reumannhof (1924–1926), Julius-Ofner-Hof (1926/27), Julius-Popp-Hof (1925/26), Herweghof (1926/27), Metzleinstaler Hof (1919/20), Franz-Domes-Hof (1928–30), Matteottihof (1926/27). komoot-Mitschnitt

Abends dann in die Volksoper. Puccini – La Rondine. Die Volksoper ist so anders als die Staatsoper, wenig mondän, fast unscheinbar. Aber ich mag sie. Dieses eher charmant zurückhaltende und doch direkte Flair. Mit Puccini wohltemperiert unterstrichen. Warum La Rondine so selten gespielt wird, muss ein Rätsel bleiben.

Anschließend direkt zum Nachtzug, diesmal nicht so komfortabel wie der NJ der ÖBB, der Zug ist älteren Datums und bis zu meinem Zielort Augsburg ist für mich auch nur Sitzplätze im Abteil vorgesehen. War so semi. Aber ich komme i-wann in Augsburg an, habe Zeit, mich entsprechend aufzufrischen, einen Kaffee zu trinken und dann gehts weiter nach Fürth. Wo ich Ben, Clemens, Maik, Nadine, Rocky treffe in Vorfreude auf unseren Auswärtskick bei Greuther Fürth.

Was soll man anschließend sagen? 2:0-Führung, Rote Karte zur Halbzeit, dann dem Druck nicht mehr standgehalten und irgendwann das 2:3 kassiert, zurückgekommen zum 3:3, Elfmeter gegen sich in der 87. min, gehalten, Ende. Ein Punkt, der sich zwischendrin wie ein verlorener Punkt anfühlt, am Ende aber definitiv ein gewonnener ist. Was ne geile Truppe, was ne Moral. Mal wieder. Ich liebe die Jungs.

Wir sind uns sicher: wir schaffen den Klassenerhalt. Und das ist im November alles andere als selbstverständlich. Mit fünf Punkten stehen wir da am 12. Spieltag, der Relegationsplatz ist sieben Punkte weit weg, der Klassenerhalt acht. Selbst Osnabrück steht vor uns. Was seitdem passiert ist, ist eigentlich unfassbar, viele sagten unmöglich. Aber: wir stehen vor dem Klassenerhalt, wir können ihn schaffen. Aus eigener Kraft! Aufgrund der tiefen Überzeugung, dass so etwas möglich ist, aufgrund des Glaubens an die eigenen Stärken, aufgrund des Supportes. Dass auch personelle Entscheidungen dazugehören, ist völlig klar, die will ich hier aber ganz bewußt außen vor lassen, das würde zu weit führen, was aber nicht heißt, dass ich es vergesse, im Gegenteil.

Es ist völlig klar, dass die Überzeugung, der Wille, der Glaube, das Feuer aus der Mannschaft kommen mussten, ich bin aber überzeugt davon, dass diese positive Überzeugung recht früh dazu beigetragen hat, dass sich Mannschaft, Fanbase und Support gegenseitig befeuert haben. Die Initialzündung war der Heimsieg gegen Osnabrück. Das Siegtor von Ermin tief in der Nachspielzeit symbolisiert so Vieles: Willen, Hingabe, Leidenschaft, Glaube, Emotionalität, Loyalität, Leadership.

Vielleicht hat sich in der Mannschaft zuvor schon was entwickelt, ich weiß es nicht. Ich bin aber überzeugt davon, dass dieses 3:2 in der 90+8. min am 13. Spieltag am 11.11.23 der Mannschaft den Glauben zurückgebracht hat. Den Glauben an den Klassenerhalt. Und ein paar Fans auch. Natürlich braucht es noch ein wenig, aber mit dem Sieg gegen Kaiserslautern zum Jahresabschluss und dem Sieg in Kiel zum Jahresanfang wird aus dem Glauben konkrete Hoffnung.

Nun stehen wir kurz davor, auch aufgrund dieses Spieles heute mit großer Moral der Truppe. Es macht mich für heute total glücklich und stolz auf die Truppe. Und natürlich weiß ich auch um die Anspannung am näxten Heimspieltag gegen Wehen Wiesbaden, wenn wir den Klassenerhalt vlt. klar machen können. Aber das ist in einer Woche.

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