Ein WE in RIGA – August : 2020

Die Sehnsucht nach Normalität in Coronazeiten. Sie ist groß und nachdem ich lange über das Wohl und Wehe von Flügen in diesen Zeiten nachgedacht habe, bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass ich bei Wahrung der mir möglichen Sicherheiten auch wieder fliegen kann.

SchAppis Riga-Angebot kommt mir da gerade recht:-). Es sind halt aktuell die Zeiten von Konzertabsagen, Flugabsagen, Hotelstornierungen und was weiß ich alles. Und dementsprechend die Zeit für neue Pläne. Ursprüngliche Mitreisende können plötzlich nicht mehr, alte Ziele gehen nicht mehr, gebuchte Flüge fliegen nicht mehr – Zeit für neue Ziele, neue Begleiter, neue Situationen. Jede(r) kennt mittlerweile mindestens eine Geschichte dazu.

Die Geschichte von SchAppi ist ein abgesagtes Rammstein-Konzert in Tallinn. Die Fügung ist – und da komme ich ins Spiel – dass die Voucher für Flüge und Hotel nun mal da sind und auch zeitnah weg sollen. Und da ich 2009 von Riga schon schwer angetan war und irgendwann unbedingt nochmal hin wollte, ließ mich seine Frage dann auch kaum zögern. Schön, ein Teil des Wegs miteinander zu verbringen, ich muss ja recht schnell wieder nach Hause, habe keinen Urlaub mehr, aber SchAppi ziehts nach der gemeinsamen Riga-Zeit noch weiter an die Kurische Nehrung und nach Vilnius. Ich erfreue mich an dem gemeinsamen Kurztrip nach Riga.

Freitagnacht nach der Ankunft noch ein Absacker, das war’s, mehr war aber auch nicht geplant. Dafür dann der Samstag. Das Hotel ist direkt neben der Petrikirche, zum Auftakt geht’s rauf auf den Turm. Der Blick auf die Stadt von hier ist überragend.

Neben der Daugava mit den markanten Brücken fallen die Zeppelin-Hallen ins Auge. Heute sind es Markthallen. Cool hier. Hier ist ein netter Spiegel-Artikel. Einige Zeit verbringen wir hier mit Schauen, dann geht es gen Jugendstilviertel.

Klingt bissel so, als ob es so das eine Jugendstilviertel gibt und sonst nix. Dem is aber nich so. Riga ist die Hauptstadt des Jugendstils, mehr geht nicht. Es gibt keine Stadt mit mehr Gebäuden, mit mehr Facetten. Fast ein Drittel der Innenstadtgebäude sind Jugendstilgebäude. Über 800 sind es.

Hier lässt sich alles finden: von dem ursprünglichen Jugendstil über den geradezu überreich verzierten Jugendstil von Eisenstein bis hin zum nationalromantisch-sachlichen Jugendstil. Und eben nicht nur in diesem Viertel, wenngleich es durch die Alberta Iela und das Jugendstil-Museum steht wie ein Symbol für die gesamte Jugendstilepoche. Auch wenn nur von recht kurzer Dauer, nur von ca. 1890 bis vlt. 1910/15, in Riga bis 1914, hat die Epoche europaweit ihre teils sehr deutlichen Spuren hinterlassen.

Es ist halt unfassbar viel auf sehr sehr engem Raum. Sehr viel lässt sich auch in der Altstadt oder im weiteren Bereich darum finden, hier muss man halt bissel schauen und laufen, ist nicht alles so schnell offenbar. Hier mischen sich die Stile, was den besonderen Reiz ausmacht. Mittelalter, Hansegotik, Jugendstil, Moderne.

In der Altstadt sind dann aber auch noch z.B. der Dom und vor allem das Schwarzhäupterhaus, ein absoluter Hingucker des Morgens und in der Nacht, von der Petrikirche hab ich oben schon geschrieben. Hier sind dann noch paar sehr hübsche Torbögen. Festzuhalten bleibt: Hauptstadt des Jugendstils mit vielen vielen weiteren faszinierenden Facetten.

Die Drei Brüder, so nennen sich die Häuser in der Mazā Pils Iela, sind nett anzuschauen, die alte Festung, heute Präsidentensitz und Nationalmuseum, eher nicht so. Allerdings hatten wir auch gehofft, hineinzukommen, das hätte die Wertung vielleicht noch verändert. So geht es noch ins Lettische Kriegsmuseum, um die wechselvolle Geschichte Lettlands zu erkunden. Die eben gar nicht so lang ist, wenn man auf den lettischen Staat schaut. Streng genommen beginnt die Geschichte des lettischen Staates erst im 19. Jhdt. Im Krieg geboren könnte man sagen. Aber natürlich war auf dem livländischen Gebiet zuvor schon ungeheuer viel los: Deutscher Orden, Hanse, Schweden, Polen, Russland. Hier haben sich einige getummelt.

Wenig später geht mein Flieger, SchAppi hat noch Programmpunkte vor sich und insbesondere um die Kurische Nehrung beneide ich ihn ein bissel. Aber alles geht eben manchmal nicht.

Dennoch: definitiv ein Kurzbesuch, der sich gelohnt hat.

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