Wieder einmal haben wir uns ein längeres Wochenende ausgesucht, um Fußball kompakt zu erleben und nebenbei auch etwas von den schönen Ecken Deutschlands und der (europäischen) Welt zu sehen. Wie immer sind wir früh dabei und damit früh auf dem Weg nach Augsburg. Aber nicht nur mit (Fußball-) Sinn, denn zunächst steht die Altstadt an und vor allem die Fuggerei, erklärtes Etappenziel vor dem Rosenau.
Die Altstadt – ohne sie gering würdigen zu wollen- ist schön und alt aber nicht gnadenlos herausragend – dann schon eher die Fuggerei, eine 1523 fertiggestellte Siedlung, die unverschuldet in Not geratenen Augsburgern Unterkunft gewährt für die symbolische Jahresmiete von einem Rheinischen Gulden (0,88 €). Gründungsvater ist Jakob Fugger der Reiche.
Beeindruckt vollgepackt mit Informationen und Bildern bereiten wir uns auf den Weg gen Rosenau vor. Kann natürlich nicht gehen ohne eine Stärkung in der urgemütlichen Marktschänke. Und dort fällt uns mal wieder auf, wie sagenhaft günstig doch das Bier in Bayern ist. Wir beschließen, dieses nicht nur im Bericht zu würdigen, sondern ausgiebig zu genießen. Wenig später – wir sind mittlerweile am Rosenau – begutachten wir die Katakomben dieses 1951 wesentlich aus Bombenschutt fertiggestellten Baus und stoßen auf eine freudenspendende Trinkhalle. Klar, den bernsteinfarbenen Gerstensaft gibt es hier in rauen Mengen; brauch man auch nicht weiter zu erwähnen. Erwähnenswert ist die phänomenale Größe. Sensationelle Bilder sind zu erwarten, wenn denn mal der trinkfreudige Blau-Gelbe Auswärtsmob die Gelegenheit haben sollte, hier Station zu machen. Im Moment sieht’s ja für die nächste Saison gar ned soo schlecht aus. Sowohl Eintracht als auch der FC Augsburg liegen aussichtsreich im Aufstiegsrennen. Der mögliche Aufstieg ist auch bei einem Gespräch das Thema. Während heute nicht mal 5.000 Zuschauer erwartet werden, würde dann alles anders werden. 20.000 oder so. Ein neues Stadion soll’s dann aber auch gleich sein. Die Pläne warten gewissermaßen nur auf den Aufstieg. Man darf gespannt sein, ob der FC Augsburg wirklich ein schlafender Riese ist, der nur mit einem Aufstieg wachgeküsst würde oder ob da eine in der Provinz nicht selten zu findende Überschätzung der Realitäten (hinreichend bekannt vom BTSV) am Werk ist. Das Rosenau wartet dann tatsächlich mit 2.000 Zuschauern auf uns, etwas verloren sieht das aus im weiten Rund des 50.000ers. Noch was für die Statistik: die Zweitvertretung des VfB Stuttgart gewinnt mit 2:0.
Bevor es am nächsten Tag zum Liechtensteinischen Pokalfinale gehen soll, bleibt uns noch Zeit, in Lindau den Kopf zu lüften. Nicht zu vernachlässigen ist das gewissermaßen berufliche Interesse bei Henning, der nun endlich das Diercke-Kapitel „Vom Bild zur Karte“ nachstellen kann. Naja, irgendwie werden wir vom legendären Diercke ja auf jeder Tour begeleitet, also liegt der Bildungsanspruch ja auch durchaus auf unserer Seite.
Um die Benzinkosten für die Rückfahrt zu drücken, sammeln wir noch Wolfram ein und schnell geht’s weiter zu einer kurzen Liechtensteinrundfahrt, bei dem der Vorteil dieses Zwergenstaates offenbar wird: recht schnell sind die Basics des kompletten Staates begutachtet. Dazu gehören zweifellos die Burg, Residenz der Fürsten von Liechtenstein, und ein hinreißende Fahrt hinein in die Alpen. Vaduz, immerhin keine hässliche Stadt, fällt demgegenüber fast ab.
Das Stadion ist inmitten der Alpen gelegen und so ein absoluter Hingucker, das Liechtensteinische Pokalfinale hingegen erwartungsgemäß weniger. Immerhin hält der Außenseiter das Spiel mehr als eine Halbzeit offen, ehe ein standesgemäßes 4:1 für den FC Vaduz steht. Damit ist der FC Vaduz zum 20sten Male Landespokalsieger. Europarekord. Immerhin.