AMSTERDAM – September : 2009

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Von Bochum aus sind es nur 2 ½ Stunden Zugfahrt nach Amsterdam. Wenn nicht jetzt wann dann?

Mein Hostel liegt genau in der Innenstadt, der Weg zu diesem ist quasi der erste kleine Stadtrundgang. Der systematische Stadtrundgang folgt nach dem Einchecken. Eine bezaubernde Stadt mit nettem Flair. Auf recht kleinem Raum liegen die Highlights der Innenstadt beisammen, so dass sich Laufen, Schauen, Staunen, Pausieren, Genießen ideal miteinander verbinden lassen. Architektonisch ist Amsterdam erwartungsgemäß hochinteressant, wobei ich nicht die Zeit habe, einzelne Viertel systematisch abzulaufen, sondern nur Wert auf den Gesamteindruck lege. Mit anderen Worten: über die Prinsengracht wollte ich eh nicht hinaus. Es geht mir bei meinem ersten Besuch in Amsterdam darum, die vielzitierten Giebel, die vielzitierten schrägen Häuser, die vielzitierten Flaschenzüge, die vielzitierten Grachten, die vielzitierten Museen, den vielzitierten Rotlichtbereich zu sehen. Eigentlich ne ganze Menge, aber wie gesagt sehr kompakt beeinander. Die käufliche Liebe z.B. lässt sich gleich neben dem Hostel problemlos finden. Streng katholisch ist dieses Hostel, käufliche Liebe, in Schaufenstern zur Schau gestellt, berührt hier aber keinen. Is wohl lebenswerte holländische Toleranz. Die meine ich sehr oft zu spüren, möglicherweise nur die übliche Toleranz in einer Großstadt? Ich weiß es nicht, kann nur sagen, dass ich mich hier wohl und willkommen gefühlt habe. Wie erwähnt waren die Giebel in meinem Focus. Selbstverständlich habe ich sie mit einiger Faszination angestarrt und mit Sicherheit waren auch einige der Giebel da, einfach nur um zu beeindrucken, blanke Fassade also, aber schön.  Sie machen einen erheblichen Teil der originellen Amsterdamer Architektur aus. Bedeutsam sind die typischen Amstersdamer Stufen (Treppengiebel, zwischen 1600 und 1665 entstanden), Glockengiebel mit geschwungenen Seitenteilen (zwischen 1660 und 1790) und Halsengiebel mit einem schmalen Mittelstück und an den Seiten aufgefüllt mit Ornamenten (deren Zeit ist 1640-1770).

Wichtiger für eine der Besonderheiten Amsterdams sind aber die Häuser, die v.a. sehr schmal und zuweilen auch mal sehr schräg zur Straße gebeugt sind, gekrönt durch einen Flaschenzug. Früher wurden die Steuern nach der Breite der Häuser berechnet, weswegen die Häuser sehr schmal gebaut wurden. Daher auch die Flaschenzüge an den Giebeln. Schmale Häuser mit ihren schmalen Treppenaufgängen müssen die großen Möbelstücke über Flaschenzüge in die oberen Stockwerke hieven. Früher hievte man die Lasten auf den Speicher, heute sind es Möbel für Wohnungen. Und damit die Lasten nicht gegen die Wand schlagen, stehen die Häuserfronten auch leicht vornüber gebeugt. So sagt es mein Reiseführer. Eine anderer schreibt, dass dies von den 5 Mio. Holzpfählen kommt, auf denen Amsterdam früher gebaut wurde. Im Laufe der Jahrzehnte seien die langsam vermodert und haben den Schiefstand verursacht. Beide Begründungen finde ich nicht restlos überzeugend, denn bei weitem nicht alle Häuser stehen so schief da. Gute Geschichten sind’s aber allemal.

Allerdings: Amsterdam ist auf Pfählen gebaut, zumindest früher. Noch bis ins Mittelalter war Amsterdam Moor und Sumpfland, von der Amstel durchzogen. Und dann gab es irgendwann im 12. Jhd. einen Damm, um den herum eine Siedlung entstand und der Name für eine neue Stadt war auch gleich mit geboren. Mit dem Eintritt in die Hanse 1369 wurde der Fischfang zurückgedrängt. Amsterdam wurde zur Handels- und Kaufmannsstadt, der Hafen errang weltweite Bedeutung. 300 Jahre später war’s vorbei mit der Herrlichkeit als Welthandelsmacht nachdem der Holländische Krieg verloren war. Dafür wuchs der Einfluss auf den Geldmarkt. War dann aber auch irgendwann vorbei. Immerhin aber zeugen die ganzen Kaufmanns- und Lagerhäuser sowie die Brücken entlang der Grachten von der Blüte. 7.000 Häuser und 1.300 Brücken sollen es sein. Heute sind die Grachten eine Touristenattraktion und verantwortlich dafür, dass Autoverkehr in der Innenstadt nahezu unmöglich ist.

Im 17 Jhd. waren die Grachten angelegt für den schnellen Warentransport zu den Lager- und Kaufmannshäusern. Auch sie sind den langen Gang durch die wechselvolle Geschichte der Stadt mitgegangen, waren zu Anfang Transportwege. Zwischendurch hat man sie auch mal zu Abfall- und Abwasserkanälen umfunktioniert. Einige der Grachten wurden zu Straßen umgebaut. Das Netz im Kern aber ist nach wie vor erhalten. Ohne diese Grachten und Brücken und Hausboote wäre Amsterdam ja auch nicht vorstellbar. Erst das ergibt das Flair dieser Stadt, da kann die Architektur, seien es nun die der Häuser oder die der Giebel, noch so interessant sein.

Ist Amsterdam ohne das Rijksmuseum und Van Gogh Museum vorstellbar? Ich meine nein, denn gerade das Rijksmuseum mit seinen Seefahrtsschinken und Rembrandts kündet ja von einem bedeutenden Abschnitt der Amsterdamer, letztlich holländischen Geschichte und ist daher eigentlich ein Muss in Amsterdam. Darüber hinaus steht v.a. Rembrandt ja für das 17. Jhd., das Goldene Zeitalter, wie kaum ein anderer. Und er ist in diesem Museum ja nicht alleine, da warten noch einige Schätze. Auch Van Gogh steht ja für holländische Geschichte und Malerei des letzten Jahrhunderts und damit auch für die Geburt der modernen Malerei. Also mindestens im kunsthistorischen Sinne ein Muss. Und die beiden Museen liegen keinen Steinwurf voneinander entfernt und lassen sich vorher online leicht buchen.

Danach gehts zur Amsterdam ArenA zu kommen, wo Ajax gegen NAC Breda spielt. Es ist eine klare Angelegenheit (6:0). Ohne Probleme komme ich in die Arena, diese Club Card Verpflichtung in den Niederlanden lässt sich, wie ich wiederholt feststelle, sehr individuell regeln. Schön, die Arena gesehen zu haben; mehr brauch ich nicht. Die Bilanz des Amsterdamsche FC Ajax (so der offizielle Name) ist beeindruckend: niederländischer Rekordmeister (29x) und ebenfalls Rekordpokalsieger (17x). Is schon stark, auch wenn es in dem kleinen Land nicht weiter verwundert. Richtig beeindruckend ist aber, dass Ajax in allen drei europäischen Pokalwettbewerben, die es mal gab, erfolgreich war. Schafften außerdem nur Juve und Bayern.

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