Komische Oper BERLIN – Januar : 2023

Alle Jahre wieder im Januar der Geburtstag vom Papa mit gutem Essen und Theater, eine liebgewonnene Tradition. Die letzten Jahre wegen C. nicht ganz so einfach, aber mittlerweile hat sich die Dramatik ja zum Glück abgeschwächt und so können wir uns nach dem guten Seeteufel die grandiose Wiederaufnahme der Turandot im Theater Magdeburg anschauen. Standing ovations inklusive.

Kurios: genau diese Inszenierung haben wir drei Jahre zuvor in der Premiere erlebt. Fast auf den Tag genau. Danach kam C. und die Turandot verschwand zunächst wie auch die Theater schließen mussten. Und heute, fast auf den Tag genau drei Jahre später die Wiederaufnahme an Papas Geburtstag.

Tags drauf geht’s mit der Ma nach Berlin. Zuerst auf die Museumsinsel, die ist ja grundsätzlich immer einen Besuch wert. Es gilt abzuwägen: Pergamonmuseum mit aktuell nicht zugänglichem Pergamonaltar oder Pergamonpanorama von Yadegar Asisi. Die Entscheidung fällt recht schnell und eindeutig auf das Panorama, ja nicht nur begehbares Panorama sondern eher Gesamtkunstwerk mit Zeitkontext und umfassenden Hintergrundinfos. Sehr sehr gut.

Anschließend, um das Wochenende abzurunden gehts in die Komische Oper zu Prokofjews Liebe zu den drei Orangen. Sehr farbenfrohe, sehr fröhliche, sehr erfrischende Inszenierung. Nach 178 Aufführungen heute zum vorletzten Male auf dem Spielplan. Gut, die Inszenierung gerade noch entdeckt zu haben bevor sie abgespielt ist.

Zudem habe ich nun endlich auch die Komische Oper gesehen. Klassisch und schön. Und ich durfte erfahren, dass es früher ein Abo für die Berliner Opern gab, was Mutti und Vati regelmäßig genutzt haben, ob nun für die Komische Oper oder für die Oper Unter den Linden. Und dann zurück mit dem Zug nach Genthin. Das haben wir heute bissel einfacher mit meinem Auto, den ich schick in der Tiefgarage abgeparkt habe, aber das alte Abenteuer mit Bahn und Oper hat oder hatte seinen schicken Reiz, ich bin begeistert.

Ein kurzes intensives und sehr schönes Wochenende.

Bissel zur Geschichte der Komischen Oper:

Gründervater Walter Felsenstein will mit dem Namen »Komische Oper« an die Unmittelbarkeit und Volksnähe der französischen Opéra comique anknüpfen, zudem an die im Krieg zerstörte Berliner Komische Oper in der Friedrichstraße.

Die Ideen hier waren ähnlich, die Inspiration eine »Kunst ohne Konvention, Vorurteile und Künstlereitelkeiten«.

Felsenstein im Programmheft der Eröffnungspremiere der Komischen Oper: »Die Komische Oper hat sich die Aufgabe gestellt, die künstlerisch erlesensten und zugleich volkstümlichsten Werke des internationalen Musiktheaters aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im wechselnden Spielplan zu pflegen. Und zwar mit durchaus gleichmäßiger Betonung beider Teile des Wortes Musik-Theater. Denn Musik, die nicht aus dem dargestellten Vorgang wächst, hat nichts mit Theater zu tun, und eine Darstellung, die sich nicht präzise und künstlerisch gültig mit der Musik identifiziert, sollte besser auf Musik verzichten.«

Zunächst ist am Ort von 1764 das Theater in der Behrenstraße, ein Fachwerkbau mit 700 Plätzen. Schiller, Goethe, Lessing oder Shakespeare werden gespielt. 1892 an der Stelle des alten, längst abgerissenen Theaters Eröffnung eines Theaters in neobarockem Stil, 1898 Umbauarbeiten und Wiedereröffnung unter dem Namen Metropol-Theater.

Nach dem 1. Weltkrieg eines der wichtigsten Operettenhäuser in Deutschland. 1933 – 1944 Nazi-Stillstand, mit Kultur hatten die Nazis nie wirklich was am Hut. Zerstörungen im II.WK und Wiederaufbau, Wiedereröffnung mit Johann Strauss’ Die Fledermaus, die Komische Oper ist wieder da. 1947.

Für die Zeit von 2012 – 2022 kommt die ohnehin sehr informative Homepage der Komischen Oper zu Wort:

„Barrie Kosky knüpft in seiner Intendanz an die Tradition der Vorgänger an, besinnt sich aber auch auf die Geschichte des Hauses an der Behrenstraße vor 1933. Verdrängtes und Vergessenes steht wieder auf dem Spielplan, selten oder nie Gehörtes gerade der Komponisten, die unter den Nationalsozialisten von der Bildfläche verschwanden und häufig bis heute zu Unrecht verkannt sind. Die Berliner Jazz-Operette beweist unter Kosky ihren geistreichen Witz, vom 50er-Jahre-Kitsch befreit zeigt sich manches Stück in ganz neuem Licht. Die Komische Oper Berlin ist legitime Erbin des Metropol-Theaters.“

Ab 2022 wird die Komische Oper ausgebaut, erweitert und modernisiert. Offiziell feiert die Komische Oper am 23. Dezember 2022 ihren 75. Geburtstag, die Theaterkunst an der Behrenstraße indes ist schon mehr als 150 Jahre alt.

Dieser Eintrag wurde in Kurztrip veröffentlicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.