WALES – August : 2018

Einen Tag nach Anfield steht noch Liverpool mit den Docks und Mersey auf dem Programm, der Urlaub für mich geht weiter, von Liverpool aus soll es heut Abend nach Llandudno gehen. Wales wartet.

Mit dabei Kerstin, Imke und Mutti, Familienurlaub auf den Spuren von Irland 2014 quasi. Der Flieger kommt recht spät in Liverpool an, zuvor habe ich schon den Mietwagen geholt und für das Frühstück eingekauft. Auf nach Llandudno. Die Unterkunft ist bestens, das Küstenstädtchen Llandudno ist schnell erreicht, es wird spät, aber nicht zu spät.

Als erstes steht das Conwy Castle auf dem Programm. Wales hat dermaßen viele Castles – von recht gut erhalten bis zur Ruine – dass die Auswahl nicht ganz leicht ist. Conwy ist in einer halben Stunde erreicht, also nicht so viel Autofahrt. Zwischen 1283 und 1287 ließ Eduard I. die Burg errichten, weitere acht folgten. Zumindest die Ringmauer der Burg ist noch komplett erhalten und auf einige der Wehrtürme kommt man rauf. Eine Ruine, die sich den mittelalterlichen Charme komplett erhalten hat.

Anschließend geht es auf der leider nicht mehr komplett erhaltenen Stadtmauer in das Städtchen und hier wird in einem kleinen, reizenden Café die Tradition der leckeren Scones aus der letzten Woche fortgesetzt. Hervorragend.

Eine weitere halbe Stunde entfernt ist das Caernarfon Castle. Dem widmen wir uns am Nachmittag. Die strategische Bedeutung aus dem Mittelalter hat das Castle heute nicht mehr, heut muss die Wasserstraße zwischen West- und Nordwales nicht mehr in dem Maße kontrolliert werden. 1283 begann der Bau. Obwohl von Eduard I. geplant, wird die Burg nie als Königsresidenz genutzt. Dementsprechend verfällt die Burg im Laufe der Jahrhunderte, ehe sie ab 1840 zaghaft restauriert wird. Richtig dynamisch wird es aber erst ab 1908. Die Einsetzung des Thronfolgers Eduard als Prince of Wales soll hier erfolgen. Am 13. Juli 1911 ist es soweit. Am 1. Juli 1969 die zweite Investitur – Prince Charles erhält den Titel Prince of Wales.

Auf dem Rückweg nehmen wir noch den Abstecher nach Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch mit. 58 Buchstaben, der längste Ortsname Europas und ein Touristenziel. Wobei ich mich schon frage, ob das Örtchen etwas davon hat, letztlich sind hier durchaus Touristen zu sehen, letztlich aber fahren alle zum viktorianischen Bahnhof, machen ihr Foto und weiter geht’s. Genau wie wir.

Der Name bedeutet: Marienkirche (Llanfair) in einer Mulde (pwll) weißer Haseln (gwyn gyll) in der Nähe (ger) des schnellen Wirbels (y chwyrn drobwll) und der Thysiliokirche (llantysilio) bei der roten Höhle (ogo goch). Wissen wir also auch das.

Abends noch Llandudno Pier – einen schönen Küstenort haben wir uns als ersten Übernachtungsort ausgesucht.

Der nächste Tag ist zweigeteilt, Vormittag soll es eine Wanderung auf den Great Orme sein, der Nachmittag soll uns dann den Snowdon bescheren. Der Blick zum Himmel lässt uns zuversichtlich starten, recht schnell wird aber klar, dass der extrem böige Wind ein harter Gegner sein wird. Die Wanderung wird eine ernste Herausforderung und recht bald beschließen wir, die Tour erheblich zu verkürzen, eine gefährliche Böe beim Fotografieren an der Steilküste braucht nun wirklich keiner von uns, wir haben noch bissel was vor im Urlaub.

So geht’s halt noch an den Strand, Llandudno hat treffenderweise zwei Strände zu bieten.

Nachmittag dann zur Talstation der Snowdon-Mountain-Railway. Wales hat einige dieser Bahnen, immer recht kurze Strecken. Früher wurden die Bahnen im Bergbau genutzt, aber die Zechen sind mittlerweile ausnahmslos geschlossen, eine soziale Herausforderung für Wales, die mittlerweile ganz gut bewältigt scheint. Die Snowdon-Tour verspricht landschaftlich äußerst reizvoll zu werden. Nur Regen und Sturm nerven gewaltig. Das finden allerdings die Betreiber der Bahn irgendwie auch, vor Ort die Information, dass die Bahn nur bis Hälfte der Strecke hochfährt und ein Aussteigen nicht erlaubt ist, an eine Wanderung ist eh nicht zu denken da oben. Wir verzichten – schweren Herzens.

Das Penrhyn Castel ist als „Ersatz“ sehr gut, allerdings ist auch hier keine Wanderung, nicht mal ein Spaziergang, möglich. Leider hat man es wohl in der Ecke hier nicht so mit Objektbeleuchtung in Museen, hier wie schon im Liverpool Maritim Museum ist es teilweise recht dunkel, die interessanten Objekte kommen so teilweise nicht zur Geltung. Schade.

Weiter geht’s mit einer Transferetappe nach Llandeilo. Es ist deutlich weniger stürmisch und die Sonne ist auch zurückgekehrt, hat den Regen des Nachmittags verdrängt. Kurze Zwischenstopps, kurze Bewegung und vor allem Genießen der Landschaft – die Tour führt abwechselnd quer durch den Snowdonia-Nationalpark und entlang der Küste und gerade die Abwechslung stellt sich als absolut richtige Wahl heraus.

Pause wird in Aberystwyth gemacht, die Fahrt mit der Railway passt nicht ins Zeitkontingent, aber der – zumindest von außen – pittoreske White Horse Pub. Von innen ein normaler Pub, die Jugendstilfassade hatte da bissel Vorfreude auf einen Pub nach Vorbild des Crown Liquor Saloon in Belfast, letztes Jahr ausgiebig getestet, geweckt. Die Strandpromenade kann nicht mit der von Llandudno mithalten, dennoch ist es die Pause zur richtigen Zeit im richtigen Ort.

Abends noch ein Gang durch das mit ca. 1.700 Einwohnern sehr kleine Llandeilo. Einzig die Nähe zum Brecon Beacons National Park zählt.

In welchem die kleine Perle Cerreg Cennen Castle steht. Das Castle ist grandios eingebettet in die Landschaft, thront auf einem Berg mit bester Rundumsicht. Schafe grasen und das Café am Fuße des Castles lädt ein mit lecker Scones. Hier ist dann eine ausgedehnte Wanderung fällig, nach einem Tag mehr oder weniger im Auto genau richtig. Bereits gegen Ende des 12. Jhdts. stand eine erste Burg auf der Bergkuppe. Damit beginnt eine wechselvolle Geschichte mit zahllosen Burgherren. Während der Zeit von König Artus soll die Burg dem mythischen König Urien gehört haben. Aber das ist Legende, wenngleich eine sehr schöne wie ich finde.

Anschließend nehmen wir uns eine weitere Ruine vor, die Neath Abbey. Die hält, was sie verspricht, ziemlich großes Teil war das mal. Das ist aber nun auch schon ein paar Jahrhunderte her, ab 1147 gehört die Abtei zum Zisterzienserorden, bis zum 13. Jahrhundert erreicht die Abtei die ursprüngliche Größe, 1539 wird die Abtei eingezogen, seitdem Verfall oder Umnutzungen, ab 1944 unter staatlicher Verwaltung.

Carmarthen rundet den Tag ab. Als bekennender Fan der Sagen um Artus und Merlin ist die Stadt ein absolutes Muss, auch wenn am Ende die Suche nach der Merlin-Eiche der spannendste Teil der Stadt ist. Die alte Merlin-Eiche steht seit 1978 nicht mehr dort, religiöse Eiferer haben für das Ende der 1.500 Jahre alten Eiche gesorgt. Nun ist dort ein dünnes Bäumchen. Die alte Weissagung von Merlin: „Solange Merlins Eiche steht, Carmarthen Town nicht untergeht.“ Scheint sich zu bewahrheiten, wenn man sich anschaut, wie die einst mittelalterliche Stadt kaputtsaniert worden ist.

Am nächsten Tag ist der enervierende Dauerregen wieder zurück, was unserem Plan Three Cliff Head einen Strich durch die Rechnung macht. Zunächst also das Gower Heritage Center und dann doch noch weiter zum Rhossili Beach in der Hoffnung, dass der Regen an der Küste nachlasse. Tut er nicht. Dennoch, auch so ist Rhossili Beach mit dem Blick auf Worms Head schwer beeindruckend. Und schlussendlich lässt er sogar noch eine kleine Wanderung zu.

Fahren heißt es heute, zunächst zum Llansteffan Castle. Wunderschön und vor allem strategisch bestens liegt es seit dem 12. Jhdt. am Atlantik. Abschließend noch ein ausgedehnter Spaziergang am Strand zu Füßen der Burg. Man kann schlechter Abschied nehmen von Wales.

Weiter nach Liverpool mit Bezug des Appartements über den Dächern der Stadt mit superbreitem Penthaus-Balkon. Vor dem Rückflug Besuch der Beatles Experience – nachdem ich vor einer Woche Anfield gekreuzt habe, fallen nun die anderen Punkte, für die Liverpool steht oder die für Liverpool stehen: Beatles, Docks und Mersey. Die kurze intensive Wales-Rundreise hat ihren Anfang in Liverpool genommen und sie nimmt ihr Ende in Liverpool. Ein intensiver Urlaub, bestehend aus den Teilen Irland, Anfield und Wales.

 

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